Laumann sieht Versorgungsengpässe durch Impfkampagne kommen

Laumann sieht Versorgungsengpässe durch Impfkampagne kommen

Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, sitzt im Landtag. Foto: Marcel Kusch/dpa/Archivbild

Düsseldorf (dpa/lnw) - Deutschland steht voraussichtlich vor einer beispiellosen Corona-Impfkampagne. Die Aufgabe flößt auch Gesundheitsminister Laumann Respekt ein: „Das hat noch nie ein Minister machen müssen, ein ganzes Volk zu impfen.“ Engpässe seien nicht ausgeschlossen. Die bevorstehende Corona-Massenimpfung wird aus Sicht des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann (CDU) teilweise Versorgungsengpässe nach sich ziehen. Nicht in allen Bereichen könne die Versorgung im gewohnten Maße aufrecht erhalten werden, sagte er am Donnerstag im Düsseldorfer Landtag. Wenn Ärzte künftig mehrmals in der Woche in Impfzentren tätig sein müssten, könnten sie nicht gleichzeitig ihre Praxen im üblichen Umfang betreiben.

Aus den Krankenhäusern könne auf Grund der Infektionslage zumindest am Anfang kaum Personal für Impfungen abgezogen werden, sagte Laumann. Fachleute aus dem Freiwilligenregister des Landes zu rekrutieren, sei für diese spezielle Aufgabe „auch nicht einfach“.

Insofern seien Forderungen der SPD-Opposition, „unverzüglich“ ein Personalkonzept und eine ausgefeilte Impf-Strategie vorzulegen, „schön zu sagen“, stellte Laumann fest. „Das Personal, was Sie für diese Riesen-Aufgabe brauchen, ist heute schon im Gesundheitssystem. Und die werden das, was sie heute den ganzen Tag machen, nicht mehr den ganzen Tag machen können.“

Selbstverständlich werde NRW aber für die nötigen Impfzentren, Impfbestecke und die Logistik sorgen, versicherte der Minister. „Es wird trotzdem unterwegs ruckeln und Probleme geben bei einer solchen Massen-Veranstaltung.“ Schließlich handele es sich um ein höchst anspruchsvolles Mammut-Projekt. „Wir haben richtig Manschetten vor dieser Aufgabe“, gab der 63-jährige Politiker zu. „Das hat noch nie ein Minister machen müssen, ein ganzes Volk zu impfen.“

Laumann sieht in der Herausforderung auch eine Bewährungsprobe für die Demokratie: „Die Frage, wie Deutschland die Impfung hinkriegt, hat sehr viel damit zu tun, ob die Bürgerinnen und Bürger über Staatsversagen reden oder ob wir einen funktionierenden Staat haben“, unterstrich Laumann. „Wir müssen ein hohes Interesse daran haben, dass wir das gut machen.“ Dies gelte parteiübergreifend.

Viele Parameter zur Vorbereitung der Impf-Kampagne stünden aber noch gar nicht fest. Daher müssten die Forderungen realistisch bleiben. „Wir haben keine Zauberkünstler, die jetzt auf einmal übernehmen“, sagte Laumann. Auf jeden Fall werde das Parlament informiert.

Die SPD forderte, ein Expertengremium in die Planungen einzubinden. Die Grünen stimmten dem Antrag zu; die AfD nannte ihn überflüssig und lehnte ab. Auch die FDP betonte, die Landesregierung arbeite längst an einem Impf-Konzept.

Am Montag hatten die Pharmafirmen Biontech und Pfizer bekanntgegeben, dass sie einen vielversprechenden Impfstoff entwickelt hätten. Das Bundesgesundheitsministerium hatte die Länder aufgefordert, Standorte für die Anlieferung von Impfstoffen zu benennen.

Auf NRW entfallen nach Angaben des Gesundheitsministeriums zwölf von insgesamt bis zu 60 Standorten bundesweit. Rund 2,2 Millionen Spritzen und etwa 8,8 Millionen Kanülen sind demnach schon bestellt; eine Bestellung weiterer rund 18 Millionen Spritzen einschließlich Kanülen sei fest vereinbart.