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RKI-Chef Wieler fordert Corona-Impfungen in Apotheken

Donnerstag, 18. November 2021 - 00:51 Uhr

von dpa

Lothar Wieler, RKI-Präsident, stellt vor der Bundespressekonferenz eine Grafik mit den neuesten Corona-Zahlen vor. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Berlin/Dresden (dpa) - Experten fordern eine deutliche Beschleunigung des Impf-Tempos in Deutschland. RKI-Chef Wieler spricht von einer „Notlage“ - und macht konkrete Vorschläge. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, will das Impf-Tempo durch Corona-Impfungen in Apotheken erhöhen.

„Wir sind in einer Notlage, und in einer Notlage muss man bestimmte Dinge großzügig gestalten“, sagte Wieler am Mittwochabend bei einer Online-Diskussionsveranstaltung mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU). Deshalb sei er dafür, dass unter anderem Apotheker impfen sollten.

Wieler: „Brauchen jede und jedem zum Impfen“

„Ich sag das jetzt mal ganz klar: Es muss jetzt Schluss sein, dass irgendwer irgendwelchen anderen Berufsgruppen aufgrund von irgendwelchen Umständen nicht gestattet zu impfen. Wir sind in einer Notlage“, betonte Wieler. „Wir brauchen jede und jedem zum Impfen.“ Es gebe viele Millionen Menschen, die geimpft werden müssten, auch mit Auffrischungsimpfungen. „Jeder Mann und Maus, der impfen kann, soll jetzt gefälligst impfen. Sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff.“

Zugleich plädierte Wieler für die 2G-Regeln (geimpft und genesen). „Wir dürfen denen, die sich nicht impfen lassen, wirklich nicht die Chance geben, die Impfung zu umgehen, zum Beispiel, indem sie sich freitesten lassen.“ Momentan laufe Deutschland auf eine „ernste Notlage“ zu. „Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern.“

Doppelt oder dreimal so viele Neuinfektionen befürchtet

Wieler zeichnete ein dramatisches Bild der aktuellen Corona-Lage in Deutschland. Die Zahlen gingen steil nach oben, und sie seien weitaus höher als bekannt: „Die Untererfassung der wahren Zahlen verstärkt sich.“ Hinter den mehr als 50.000 Infektionen, die derzeit pro Tag registriert würden, „verbergen sich mindestens noch einmal doppelt oder dreimal so viele“, so der RKI-Chef.

In den vergangenen Wochen seien 0,8 Prozent der Erkrankten gestorben. Das bedeute, dass von den mehr als 50.000 Menschen pro Tag, bei denen derzeit eine Neuinfektion festgestellt werde, in den nächsten Wochen 400 sterben würden. In der Bundespressekonferenz habe er zuletzt noch zurückhaltend von 200 Toten pro Tag gesprochen, tatsächlich sei die Zahl aber viel höher. Am Tod dieser Menschen sei nichts mehr zu ändern, niemand können ihnen noch helfen, selbst mit bester medizinischer Versorgung nicht. „Das Kind ist in den Brunnen gefallen.“

Kritische Lage in den Krankenhäusern

Auch die Lage in den Krankenhäusern wird laut Wieler immer schlimmer. Die Zahl der schwerkranken Corona-Patienten steige, für Schlaganfall-Patienten und andere Schwerkranke müsse mancherorts bis zu zwei Stunden nach einem freien Intensivbett gesucht werden. „Die Versorgung ist bereits in allen Bundesländern nicht mehr der Regel entsprechend“, sagte der RKI-Chef. Und das werde noch zunehmen. „Sie sehen, die Prognosen sind super düster. Sie sind richtig düster“, sagte Wieler. „Es herrscht eine Notlage in unserem Land. Wer das nicht sieht, der macht einen sehr großen Fehler.“

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