Ausschuss empfiehlt Anklage gegen Präsident Bolsonaro

Ausschuss empfiehlt Anklage gegen Präsident Bolsonaro

Täuschung, Anstiftung zu Straftaten, Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Die Vorwürfe gegen Brasiliens Präsident Bolsonaro wiegen schwer. Foto: Eraldo Peres/AP/dpa

Brasília (dpa) - Ob Brasiliens Präsident wegen seiner Corona-Politik vor Gericht kommt, ist allerdings unklar. Der Untersuchungsbericht liegt nun beim Generalstaatsanwalt - der Bolsonaro bereits früher protegierte. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zur Corona-Politik der brasilianischen Regierung schreibt Staatspräsident Jair Bolsonaro teils schwere Straftaten zu und empfiehlt eine Anklage.

Nach sechs Monaten Arbeit verabschiedete der Ausschuss den Abschlussbericht von Senator Renan Calheiros mit sieben zu vier Stimmen. Demnach wird Bolsonaro für mindestens neun Verbrechen verantwortlich gemacht - von Täuschung der Öffentlichkeit über Anstiftung zu Straftaten bis hin zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Insgesamt sollen laut des 1289-seitigen Berichts neben Bolsonaro 79 weitere Personen zur Verantwortung gezogen werden, darunter drei Söhne des Präsidenten, weitere Politiker und Geschäftsleute sowie zwei Unternehmen. Welche Folgen der Bericht haben wird und ob die Empfehlungen auch zu Anklagen führen werden, war zunächst unklar.

Ein Staatsanwalt, der Bolsonaro protegiert

In einem ersten Schritt wollen Mitglieder des Untersuchungsausschusses den Bericht an Generalstaatsanwalt Augusto Aras übergeben, der von Bolsonaro ernannt wurde und den Präsidenten in der Vergangenheit oftmals protegiert hat. Befürchtet wird, dass die Arbeit von sechs Monaten im Sande verlaufen könnte.

Der Untersuchungsausschuss hatte auf dem Höhepunkt einer außer Kontrolle geratenen Corona-Pandemie im April seine Arbeit aufgenommen. Die Brasilianer verfolgten den Ausschuss bisweilen wie eine Fernseh-Seifenoper. Auch wenn sie dabei nicht immer wirklich Neues erfuhren, so wurden doch die Ausmaße von bereits Bekanntem deutlich.

Zuletzt überschritt das größte Land in Lateinamerika die Marke von 600.000 Corona-Toten. Die Zustimmung zur Amtsführung Bolsonaros ist im Laufe der Corona-Pandemie immer weiter gesunken.