Politik Ausland

Kampf gegen den Klimawandel steht bei G7 im Fokus

Sonntag, 13. Juni 2021 - 04:51 Uhr

von dpa

Angela Merkel, Bundeskanzlerin von Deutschland, und Justin Trudeau, Premierminister von Kanada, begrüßen sich während des G7-Gipfels. Am letzten Tag beschäftigen sich die teilnehmenden Staats- und Regierungschefs hauptsächlich mit dem Thema Klimawandel. Foto: Adrian Wyld/The Canadian Press/AP/dpa

Carbis Bay (dpa) - Die G7-Staaten ringen um den Klimaschutz. Ihre Beschlüsse am letzten Gipfeltag sollen Grundlage für die UN-Klimakonferenz im November sein. Die Abschlusserklärung wird mit Spannung erwartet. Am letzten Tag des G7-Gipfels im englischen Cornwall beschäftigen sich die Staats- und Regierungschefs hauptsächlich mit dem Thema Klimawandel. Gastgeber Großbritannien will die Konferenz nutzen, um die sieben führenden westlichen Wirtschaftsmächte auf ehrgeizige Klimaziele einzuschwören.

Diese sollen dann bei der UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow im November auf globaler Ebene vereinbart werden. Zu den G7-Staaten gehören neben Großbritannien und den USA auch Deutschland, Frankreich, Italien, Japan und Kanada.

„Konkrete Maßnahmen“ gegen Klimawandel

Wie das Weiße Haus mitteilte, wurden bei dem dreitägigen Treffen bereits „konkrete Maßnahmen“ verabredet. Unter anderem würden sich die Staats- und Regierungschefs zu Schritten verpflichten, um die staatliche Förderung fossiler Energieträger wie Kohle einzuschränken. Die G7 würden ihre Klimaziele so abstimmen, dass das im Pariser Klimaabkommen festgehaltene Vorgabe, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, „in Reichweite“ bleibe.

An der mit Spannung erwarteten Abschlusserklärung wird voraussichtlich bis zur letzten Minute gefeilt. Darin werden auch Vereinbarungen für den gemeinsamen Kampf gegen die Corona-Pandemie und die Erholung von der dadurch verursachten Wirtschaftskrise, sowie ein Fahrplan für den Umgang mit autoritären Staaten wie China und Russland erwartet. Dann will sich der britische Premierminister Boris Johnson den Fragen von Journalisten stellen.

Impfdosen für ärmere Länder

Im Kampf gegen die Pandemie wollen die G7-Staaten nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel ärmeren Ländern bis Ende nächsten Jahres mit 2,3 Milliarden Impfdosen helfen. Die G7-Gruppe habe eine globale Verantwortung, sagte Merkel am Rande des Gipfels. Ein finaler Beschluss lag aber zunächst noch nicht vor.

Gastgeber Boris Johnson hatte bereits vor Beginn des Gipfels als Ziel ausgegeben, dass die Staatengruppe sich auf eine Spende von einer Milliarde Impfdosen einigen sollte. Ob es sich bei den von Merkel genannten 2,3 Milliarden Impfdosen nur um Spenden oder auch um Exporte oder die Finanzierung der internationalen Impfinitiative Covax handelt, blieb zunächst unklar.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte zuvor die von Johnson verkündete Milliarden-Spende als unzureichend kritisiert. „Eine Milliarde ist sehr willkommen. Aber offensichtlich benötigen wir mehr als das.“ Man sei „im Krieg mit dem Virus“. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind mindestens acht Milliarden Impfdosen notwendig, um für eine weitgehende Immunität von 80 Prozent der Bevölkerung in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen zu sorgen.

Die USA hatten kurz vor dem Gipfel angekündigt, 500 Millionen Dosen bereitstellen zu wollen - 280 Millionen davon sollen nach dpa-Informationen nun bereits bis Jahresende ausgeliefert werden. Großbritannien hat 100 Millionen Dosen bis Ende kommenden Jahres zugesagt. Diese beiden Länder hatten Impfstoffe bislang aber kaum exportiert.

Die EU war lange die einzige demokratische Region der Welt, die im großen Maßstab Corona-Impfstoff exportierte. Bislang wurden nach Angaben aus Brüssel rund 350 Millionen Dosen ausgeführt, was in etwa der Hälfte der Gesamtproduktionsmenge entspricht. Bis Ende des Jahres soll sich die Exportmenge Schätzungen zufolge auf 700 Millionen Dosen verdoppeln.

Konkurrenz-Programm zu chinesischer Seidenstraße

Die G7 suchten auch nach einem gemeinsamen Kurs in der China-Politik. Mit einer Milliarden-Initiative zum Aufbau von Infrastruktur will sie nun der autoritär geführten Großmacht Konkurrenz in Afrika und Lateinamerika, aber auch in Europa und Asien machen. Das Vorhaben soll eine Alternative zu dem 2013 von China gestarteten Projekt „Neue Seidenstraße“ sein, mit dem China weltweit neue Handelswege erschließt. Die G7-Initiative mit dem Titel „Build Back Better World“ (eine bessere Welt wiederaufbauen) soll nach US-Angaben am Sonntag in der Abschlusserklärung des G7-Gipfels verankert werden.

Nach US-Schätzungen wird in Teilen der Welt Infrastruktur im Wert von 40 Billionen US-Dollar benötigt. Durch die Pandemie sei der Bedarf noch größer geworden sei, berichteten US-Regierungsbeamte. Die USA wollten mit den G7-Partnern, dem privaten Sektor und anderen Teilhabern „bald“ kollektiv Hunderte Milliarden für Infrastruktur-Investitionen in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen mobilisieren.

Biden auf Europa-Tour

US-Präsident Joe Biden kam am Rande des Gipfels unter anderem mit Kanzlerin Merkel, mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron und mit dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi zusammen. Für Biden ist es seine erste Auslandsreise als Präsident. Heute wird er von Königin Elizabeth II. empfangen, bevor er zu Spitzengesprächen mit der Nato und der EU nach Brüssel weiterreist. Am Mittwoch steht in Genf ein mit Spannung erwarteter Gipfel Bidens mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin an.

Leserkommentare

Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar verfassen zu können.