Krankenhäuser rechnen mit Rekordzahl an Intensivpatienten

Krankenhäuser rechnen mit Rekordzahl an Intensivpatienten

Im Universitätsklinikum Essen wird ein Corona-Patient auf der Intensivstation behandelt. Foto: Fabian Strauch/dpa

Berlin (dpa) - Die Corona-Pandemie hat Deutschland weiter fest im Griff. In der Nacht begann in ganz Deutschland der Teil-Lockdown. Die Zahl der Neuinfektionen bleibt hoch. Ärzte erwarten, dass in Kürze sehr viel mehr Intensivbetten belegt sein werden. Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, rechnet mit einem neuen Höchststand an Intensivpatienten in Deutschland während der Corona-Pandemie. Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden 12.097 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet.

„In zwei bis drei Wochen werden wir die Höchstzahl der Intensivpatienten aus dem April übertreffen - und das können wir gar nicht mehr verhindern. Wer bei uns in drei Wochen ins Krankenhaus eingeliefert wird, ist heute schon infiziert“, sagte er der „Bild“-Zeitung.

Zudem kündigte er an, auch Pflegepersonal aus nicht-intensivmedizinischen Bereichen auf den Intensivstationen einzusetzen. „Das ist natürlich nicht optimal, aber in einer solchen Ausnahmesituation zu rechtfertigen.“

Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Uwe Janssens, hatte am Wochenende in der „Bild am Sonntag“ erklärt: „Ganz klar: Es ist in einigen Bundesländern nicht mehr viel Spielraum. Berlin hat nur noch 14 Prozent freie Intensivbetten, Bremen 17 Prozent.“ Im Frühjahr sei die Situation viel weniger dramatisch gewesen als das, was jetzt auf uns zukomme.

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, forderte, planbare Operationen zu verschieben. „Viele Intensivpfleger arbeiten schon heute am Limit, und zu Recht warnen sie vor einer Verschlimmerung“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Nur „ein Maßnahmenbündel wird eine Katastrophe verhindern - zum Beispiel planbare Operationen je nach Situation vor Ort zu verschieben“.

SPD-Fraktionsvize Bärbel Bas lastete unterdessen Gesundheitsminister Jens Spahn an, Fachpersonal im Gesundheitsbereich und Risikogruppen nicht ausreichend zu schützen. „Die angekündigte Teststrategie kommt leider zu spät“, sagte sie der „Welt“. Mit steigenden Infektionszahlen fielen nun vermutlich zunehmend auch Beschäftigte im Gesundheitswesen aus.

Die Gesundheitsämter haben nach Angaben des RKI obert Koch-Instituts vom frühen Montagmorgen 12.097 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Erfahrungsgemäß sind die Fallzahlen an Montagen niedriger, auch weil an Wochenenden weniger getestet wird. Am Montag vor einer Woche hatte die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden bei 8685 gelegen.

Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 532.930 Menschen mit dem Virus infiziert (Stand: 01.11., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Montag um 29 auf insgesamt 10.481. Das RKI schätzt, dass rund 355.900 Menschen inzwischen genesen sind.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Sonntag bei 1,13 (Vortag: 1,13). Das bedeutet, dass zehn Infizierte etwa elf weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Sonntag ebenfalls bei 1,13 (Vortag: 1,13). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.