Abstand zu Windrädern: Studie gibt Anlass zum Streit

Abstand zu Windrädern: Studie gibt Anlass zum Streit

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart spricht während einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei. Foto: Marcel Kusch/dpa

Düsseldorf (dpa/lnw) - Um unabhängiger zu werden von Kohle und Gas, will Nordrhein-Westfalen seine Ökoenergien ausbauen - zum Beispiel die Windräder. Aber wo sollen die stehen? Experten aus der Landesverwaltung haben sich mit den Folgen von Abstandsregeln für das Ausbautempo beschäftigt. Nach einer Publikation des Landesumweltamtes fühlt sich die Landesregierung in ihren bisherigen Planungen zum Ausbau der Windenergie bestätigt. „Die Zwischenergebnisse der Windpotenzialstudie geben uns hierbei Rückenwind und zeigen: Wir sind auf dem richtigen Weg und werden unsere ambitionierten Ziele bis 2030 erreichen“, erklärte Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) an Dienstag und verwies auf einen Zwischenbericht zur „Potenzialstudie Erneuerbare Energien NRW - Windenergie“, welche das Landesumweltamt (Lanuv) im Auftrag des Ministeriums schreibt und bis zum Sommer als Komplettversion vorlegen will.

Die installierte Windstrom-Leistung soll bis zum Jahr 2030 in NRW von 5,9 auf 10,5 Gigawatt steigen. Knackpunkt beim Ausbau ist die Frage, wie groß der Abstand mindestens sein muss zwischen neuen Windrädern und Wohngebieten. Einen Kilometer schlägt die Landesregierung vor. Die Lanuv-Autoren schreiben, dass die Erreichung des 10,5-Gigawatt-Ziels damit „grundsätzlich möglich“ sei.

Allerdings geben die Autoren zu bedenken, dass einige Aspekte, die einen relevanten Einfluss haben, für eine landesweite Betrachtung des Themas nicht zu erfassen seien, etwa „artenschutzrechtliche Gesichtspunkte“. „All diese Faktoren führen dazu, dass das tatsächlich nutzbare Potenzial zur Windenergienutzung im Land in der Realität geringer ausfallen dürfte, als im Leitszenario ermittelt“, heißt es in dem Lanuv-Text. Bei dem Leitszenario gehen die Autoren von einer installierten Leistung von 14,6 Gigawatt im Jahr 2030 aus, beim „Restriktionsszenario“ von nur 4,9 Gigawatt - je nachdem ob sich der Ausbau sehr positiv oder sehr negativ entwickelt.

Aus der Opposition kam Kritik. Der Vize-Fraktionschef der SPD im NRW-Landtag, André Stinka, warf Pinkwart vor, sich die Zahlen zu drehen, „wie er sie gerne hätte“. „Im Zwischenbericht wird ausdrücklich betont, dass die Folgen des jetzt von der Landesregierung vorgelegten Vorschlags für die Abstandsregeln für Windkraft nicht im Detail berechnet werden“, sagte der Sozialdemokrat. „Die Spannbreite von 4,9 und 14,6 Gigawatt Leistung macht die ganze Unsicherheit deutlich, die beim dringend notwendigen Ausbau der Windkraft in NRW herrscht.“