Bierdusche, Sprechchöre, Frust: Gefühle in der Regionalliga

Von Von Holger Schmidt und Jim Decker, dpa
Bierdusche, Sprechchöre, Frust: Gefühle in der Regionalliga

Inka Grings, Trainierin vom SV Straelen. Foto: Roland Weihrauch/Archivbild

Köln (dpa/lnw) - Drei prominente Persönlichkeiten sind in dieser Rückrunde bei Vereinen der Regionalliga West eingestiegen. Am letzten Spieltag erlebten sie alle große Gefühle.

Jürgen Kohler erhielt nach seinem zweiten Aufstieg in einer Woche eine große Bierdusche, Peter Neururer wurde mit Sprechchören gefeiert, Inka Grings war dagegen tieftraurig: Die drei wohl prominentesten Protagonisten der gesamten Regionalliga erlebten am letzten Spieltag der West-Staffel große Emotionen.

Die verrückteste Geschichte war zweifellos die von Kohler. Der 1990er-Weltmeister hatte in der Vorwoche noch die U19 von Viktoria Köln zum Aufstieg geführt, nun schaffte er in einer Fünf-Tage-Mission durch das 1:0 (0:0) gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach dasselbe mit den Profis. „Heute Abend können die Jungs richtig einen rauslassen“, sagte Kohler, dessen Kleidung bei ersten Interviews schon schwer nach Kölsch roch.

Der Aufstieg ist für die Viktoria nach sechs vergeblichen Anläufen eine große Erlösung. „Es gibt keine Mannschaft, die so viele Saisons durch dieses Stahlbad gegangen ist“, sagte Sportvorstand Franz Wunderlich, dessen Sohn Mike per Foulelfmeter das entscheidende Tor schoss (67.). Man habe gemerkt, „dass die Mannschaft etwas aus der Spur läuft“, sagte Wunderlich senior, der am Montag Chefcoach Patrick Klöckner trotz der Tabellenführung beurlaubt hatte. Kohler mit Christoph Daums langjährigem Co-Trainer Roland Koch als Assistent hätten aber „viel Spaß reingebracht“.

Langfristig will auch Neururer die SG Wattenscheid 09 wieder in den Profi-Fußball führen. Am Samstag vermied der langjährige Bundesliga-Coach als Sportdirektor der SG erst einmal den Abstieg in die Oberliga. Die Wattenscheider Fans huldigten Neurer nach dem 3:0 (0:0) gegen den SV Straelen euphorisch mit Namensgesängen.

„Ich habe damit aber nichts zu tun. Ich konnte bisher nur Rückendeckung geben“, sagte der seit März bei der SG arbeitende Neururer der Deutschen Presse-Agentur: „Was Farat Toku unter all den Umständen geleistet hat, ist die großartigste Trainer-Leistung, die ich in 30 Jahren erlebt habe. Deshalb ist er für mich ein Kandidat als Trainer des Jahres. Nicht nur in der Regionalliga.“ Toku selbst forderte derweil eine ungewöhnliche Prämie: „Vielleicht kann der Verein es ja möglich machen, dass die Jungs das gebührend feiern können“, sagte er der Zeitschrift „RevierSport“: „Von mir aus auch auf Mallorca.“

Dagegen ist die Rettungsmission von Grings gescheitert. Die Ex-Nationalspielerin, die seit dem 1. April als erste Frau in Deutschland einen Männer-Fußballclub aus den obersten vier Ligen trainierte, steigt mit Straelen in die Oberliga ab. „Wir müssen uns jetzt erst einmal sammeln, neu strukturieren, und dann schauen wir weiter“, sagte die 40-Jährige. Straelens Mäzen Hermann Tecklenburg, Ehemann von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, hatte aber bereits vor kurzem angekündigt, dass Grings auch in der Oberliga bleiben soll.