NRW

Expertin: Kita-Kinder-Rückkehr ist große Herausforderung

Samstag, 20. Februar 2021 - 10:25 Uhr

von dpa

Jacken und Rucksäcke hängen in einer Kita in der Garderobe. Foto: Caroline Seidel/dpa/Symbolbild

Gütersloh (dpa/lnw) - Angst vor Ansteckung und abermals weniger Personal: Aus Sicht einer Expertin sind Erzieherinnen und Erzieher mit der Rückkehr der Kinder nach wochenlanger Kita-Pause nun auch pädagogisch besonders gefordert. Mit der Rückkehr aller Kinder in die nordrhein-westfälischen Kitas ab diesem Montag kommen aus Sicht einer Expertin große Herausforderungen auf die Erzieherinnen zu. „In dieser für Familien und Kinder sehr belastenden Zeit bedeutet es nach vielen Wochen der Isolation eine große Anforderung für die Fachkräfte in den Kitas, sensibel und ganzheitlich zu schauen, was jedes einzelne Kind braucht, um wieder gut in den Einrichtungen ankommen zu können“, sagte die Leiterin des Bereichs frühkindliche Bildung bei der Bertelsmann Stiftung Kathrin Bock-Famulla der Deutschen Presse-Agentur. Sie befürchte allerdings, dass in der durch die Corona-Krise abermals verschärfte Personalsituation, die Kapazitäten für diese pädagogischen Aufgaben zu gering seien.

Schon vor der Pandemie hatten Studien zufolge viele Erzieherinnen beklagt, zu wenig Augenmerk auf Bildung und individuelle Förderung legen zu können, weil es an Zeit fehle. Den Spagat zwischen Anspruch an die eigene Arbeit und Wirklichkeit empfinden demnach viele als belastend. „Es geht daher nicht allein um die Ansteckungsgefahr durch Corona, wir müssen auch die psychische Belastung der Fachkräfte in den Blick nehmen“, sagte Bock-Famulla. Die Reduktion der angebotenen Betreuungszeit, sei daher ein „kluger Schritt des Ministeriums“, um den Trägern bei der Personalplanung etwas Luft zu verschaffen.

Im Lockdown seit Mitte Dezember waren die Kitas zwar für alle Kinder geöffnet, deren Eltern keine Betreuung daheim organisieren konnten. Es galt aber der dringende Appell, kleine Kinder möglichst zu Hause zu lassen. Im Schnitt hatten nach Angaben aus dem Familienministerium etwa zwei Drittel auf Kita oder Tagespflegestelle verzichtet. Ab Montag sind aber in fast allen Städten und Kreisen in NRW wieder ausdrücklich alle Kinder eingeladen, zurückzukommen. Allerdings bleibt es zunächst bei einem landesweit pauschal um zehn Wochenstunden gekürzten Betreuungsangebot und bei festen Gruppen. Wie die Kinder nach vielen Wochen zuhause in die Einrichtungen zurückkehren, hänge dabei stark von den Ressourcen der Familien in den letzten Monaten ab - diese seien etwa durch Faktoren wie Home-Office oder Sorgen in der Pandemie durchaus vielfach belastet. So sei davon auszugehen, dass sich ein deutlich isoliertes Leben mit weniger Kontakten auch auf die Kinder und ihre soziale Entwicklung auswirke. „Wenn Kinder jetzt in eine größere Gruppe kommen, werden die Fachkräfte auch schauen müssen, wie es mit der sozialen Kompetenz unter Gleichaltrigen aussieht“, so die Erziehungswissenschaftlerin.

Möglich seien auch etwa Rückstände in der motorischen Entwicklung, wenn das Leben zu Hause beispielsweise auf begrenzten Wohnraum beschränkt war oder bei den sprachlichen Fähigkeiten, wenn im Elternhaus kein Deutsch gesprochen werde. „Die Fachkräfte werden in jedem Fall ein großes Augenmerk darauf legen, wie stabil die Kinder emotional sind. Sind sie verängstigt? Welche Erfahrungen haben sie gemacht und muss vielleicht erstmal neues Vertrauen aufgebaut werden, um frühkindliche Bildungsprozesse überhaupt möglich zu machen“, sagte Bock-Famulla.

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