Infektionszahlen in NRW-Metropolen beschäftigen Kanzlerin

Infektionszahlen in NRW-Metropolen beschäftigen Kanzlerin

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt mit Mund- und Nasenschutz zu einer Sitzung. Foto: Markus Schreiber/AP Pool/dpa

Düsseldorf/Köln(dpa/lnw) - Steigende Infektionszahlen in vielen Städten und Kreisen in NRW alarmieren längst nicht mehr nur die dortigen Gesundheitsbehörden. An diesem Freitag berät die Kanzlerin mit den Oberhäuptern deutscher Großstädte die kritische Lage - vier NRW-Metropolen gehören dazu. Die Corona-Pandemie wird zunehmend zu einem Problem der Großstädte und Ballungszentren in Nordrhein-Westfalen. Vier Oberbürgermeister aus NRW nehmen deshalb heute (12.30 Uhr) an einer Videoschalte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Corona-Lage teil. Merkel hat dazu die Rathauschefs der elf größten deutschen Städte eingeladen. Aus NRW sind die Oberbürgermeister von Düsseldorf, Dortmund, Köln und Essen dabei.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass alle Großstädte - wie viele andere Regionen in Deutschland auch - erneut in eine „ernste Phase“ einträten. „Auch wenn wir diesmal noch besser vorbereitet sind als im Frühjahr, finde ich es gut, dass sich die Bundeskanzlerin direkt mit den Kommunen bespricht“, sagte sie. Die Kommunen seien für die Bürger die ersten Ansprechpartner und kämpften jeden Tag „für die Umsetzung und die Akzeptanz der getroffenen Maßnahmen.“

Immer mehr NRW-Kommunen, darunter nach Hamm und Remscheid auch weitere große Städte wie Aachen, Wuppertal und Hagen, haben zur Eindämmung der Pandemie bereits strengere Maßnahmen verhängt. Die Stadt Siegburg bei Bonn schickte alle Schülerinnen und Schüler vorzeitig in die Herbstferien - wegen der vielen neuen Corona-Fälle bleiben dort an diesem Freitag alle Schulen geschlossen. Bielefeld hat die Bundeswehr um Amtshilfe bei der Kontaktnachverfolgung gebeten, nachdem ein Corona-Infizierter am Wochenende auf zwei Hochzeiten mit je 150 Gästen gefeiert hatte.

Die landesweite Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen war in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag auf 27,0 geklettert - das ist der höchste Wert aller deutschen Flächenländer. Was im Einzelnen vor Ort und ab wann gilt, wird dabei immer mehr zum Flickenteppich.

Die nordrhein-westfälische Corona-Schutzverordnung schreibt vor, dass Kreise und kreisfreie Städte mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche zwingend Einschränkungen für das öffentliche Leben erlassen müssen. So sieht die Landesregierung unter anderem vor, dass Feiern außer Haus dann nur noch aus besonderem Anlass und mit höchsten 25 Teilnehmern erlaubt sind. Mehrere Städte und Kreise haben in dieser Situation außerdem die Maskenpflicht im Schulunterricht wieder eingeführt, die Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen begrenzt oder bestimmt, dass sich in der Öffentlichkeit nur noch in Gruppen aus maximal fünf Menschen treffen dürfen.

In Erwartung, demnächst über dem Warnwert von 50 zu liegen, hatte Solingen bereits am Donnerstag Einschränkungen ab Samstag angekündigt. Andernorts waren die Behörden von der Dynamik des Infektionsgeschehens überrascht worden: Im Kreis Unna hatte es am Donnerstag so viele Neuinfektionen gegeben, dass die sogenannte 7-Tages-Inzidenz innerhalb eines Tages von 35 auf mehr als 50 geklettert war.