NRW

NRW-Schulen im Corona-Sprint: Chaos und Durcheinander?

Dienstag, 9. Juni 2020 - 07:42 Uhr

von dpa

Das Schild „Lehrerzimmer“ ist in einer Schule an einer Wand angebracht. Foto: Daniel Karmann/dpa/Symbolbild

Dortmund/Düsseldorf (dpa/lnw) - Corona hat alle Schulplanungen durcheinandergewirbelt. In den letzten Wochen vor den Sommerferien sind Unruhe und Verunsicherung allgegenwärtig. Viele stresst auch der geplante Fast-Vollbetrieb an den Grundschulen.

An vielen Schulen in NRW herrschen Durcheinander und Verunsicherung mit Blick auf die letzten zweieinhalb Wochen bis zu den Sommerferien. Das sagte die Vorsitzende der Landeselternkonferenz (LEK), Anke Staar, der Deutschen Presse-Agentur. Es könne sein, dass manche Jahrgänge in den weiterführenden Schulen bereits in den nächsten Tagen zum letzten Mal Präsenzunterricht erhalten. Das Schuljahr endet in NRW am 26. Juni mit der Zeugnisausgabe.

Einen einheitlichen letzten Präsenzunterrichtstag wird es nicht geben. Aus verschiedenen Gründen: „Man will jetzt noch mal die jüngeren Schüler verstärkt in die Schulen holen“, so Staar. Die Landespolitik habe bei der schrittweisen Öffnung der Schulen zuerst den älteren Jahrgängen Priorität eingeräumt, die in diesem oder im nächsten Jahr ihre Abschlüsse machen. Jetzt werde das mancherorts tendenziell umgedreht.

Seit der Wiedereröffnung der Schulen für alle Jahrgänge haben diese Staar zufolge zudem in unterschiedlichem Umfang Präsenztage anbieten können. „Abhängig von den Raumkapazitäten und je nachdem, wie viele Lehrer einsetzbar waren und sind.“ An manchen Schulen stehen 90 Prozent der Lehrer für Präsenzunterricht zur Verfügung, an anderen zwei Drittel, schilderte die LEK-Vorsitzende.

In den Sommerferien seien hochwertige Bildungsangebote und eine verlässliche Betreuung für die Schüler erforderlich, mahnte Staar. „Man kann die Ausfälle der vergangenen Wochen damit nicht auffangen, aber etwas mindern.“ Auch viele Kommunen erarbeiteten dazu bereits seit längerem Pläne. „Dafür braucht es auch die entsprechenden Mittel des Landes, auf die aber wohl viele noch warten.“ Ohne Planbarkeit in Schule und Betreuung in den Ferien könne letztlich auch die Wirtschaft nicht wieder voll hochfahren, da sie nicht auf die Arbeitskraft der Eltern verzichten könne.

Einer pädagogisch sinnvollen Betreuung in den Ferien komme nach den corona-bedingten Schulausfällen besondere Bedeutung zu, betonte auch der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE), Stefan Behlau. „Es war bisher nicht die Rede davon, dass dafür auch Lehrkräfte eingesetzt werden sollen.“ Man werde wohl vor allem auf bewährte außerschulische Träger wie Kommunen, Sport- und Musikvereine oder die freie Jugendhilfe bauen, meinte der Landesvorsitzende.

Ferienkurse zum Nachholen von Unterrichtsstoff hält der VBE allerdings für sehr schwierig. „Wer legt fest, welche Schüler an welchen Kursen teilnehmen? Wie geht man dann nach den Ferien damit um - soll daran angeknüpft werden?“

Auch die Rückkehr zu einem Regelbetrieb ab kommenden Montag mit täglichem Präsenzunterricht für alle rund 600 000 Grundschüler in NRW könnte nach LEK-Einschätzung weitere Probleme aufwerfen. Es werde noch kein voller Regelbetrieb möglich sein. Es brauche dann viel mehr Räumlichkeiten, um neben den Unterrichtszeiten auch eine ausreichende Betreuung im Ganztag anzubieten, sagte Staar. „Viele Eltern sind hochgradig verunsichert, ob ihre Kinder dann an der Schule verlässlich betreut werden. Zugleich entfalle die Notbetreuung am 15. Juni. Der Frust werde bei den Schulen abgeladen, die nun kurzfristig umorganisieren mussten. Es brauche mehr Ruhe und wieder Vertrauen unter den Akteuren im Schulbetrieb.

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