NRW
Verband: Apotheken bei kostenlosen Tests „Hände gebunden“
Hagen (dpa/lnw) - Die kostenlosen Corona-Schnelltests für alle Bürger haben wegen vieler noch offener Fragen nur wenige Apotheken in NRW schon am Starttag angeboten. „In den allermeisten Fällen sind den Apotheken die Hände gebunden, weil sie noch auf die erforderliche Beauftragung durch die Kommunen warten“, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Kreise und Städte wiederum warteten auf eine Verordnung des Landes, die die Rahmenbedingungen festlegt.
Bund und Länder hatten das Angebot - einen Test pro Woche ab 8. März, vorgenommen von geschultem Personal - vergangene Woche vereinbart, der Bund übernimmt die Kosten. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) schränkte ein, die Schnelltests würden aber nicht gleich ab Montag für alle Bürger zur Verfügung stehen.
Eine Apothekerin in Hagen sagte auf dpa-Anfrage, obwohl die Kostenübernahme noch nicht gesichert sei, habe man mit dem Testen begonnen. „Wir wollen den Bürgern diesen Service anbieten, auch wenn wir erst mal auf eigene Rechnung, auf eigenes finanzielles Risiko testen“, schilderte Inhaberin Inga Utermann. Verbandschef Preis zufolge bedeutet jeder Schnelltest einen Kostenaufwand von 35 Euro. Die vom Bund bisher genannten sechs Euro für den Test plus zwölf Euro für die Durchführung und die Ausstellung eines Testzeugnisses seien zu wenig.
Dem Verband zufolge bietet jede zehnte Apotheke in NRW bislang kostenpflichtige Corona-Schnelltests an und könnte das Angebot auch sofort für die kostenlosen Tests sicherstellen. Kurzfristig könnten weitere zehn Prozent hinzukommen. Wichtig seien „gewisse räumliche Freiheiten“, also bei Platzmangel etwa Zelte oder Räume in unmittelbarer Nähe der Apotheke, die für die Schnelltests genutzt werden können. „Da sind wir in guten Gesprächen mit der Landesregierung und kommunalen Ansprechpartnern.“
Der Verband sieht die Apotheken bei dem bürgernahen Service als „prioritäre Anbieter“, da sie in allen Stadtteilen und auch auf dem Land vertreten seien. Das Land will auch Arztpraxen oder kommunale Zentren einbinden. Preis sagte, es könnten räumliche Investitionen auf Apotheken zukommen, vor allem aber bürokratischer Mehraufwand. „Das Ganze kann wohl nur mit einer Terminvergabepflicht laufen, das muss elektronisch gemacht, das Personal geschult werden.“ Bei einem sehr hohen Ansturm müssten die Apotheken nach Einschätzung des Verbandschefs zusätzliches Personal einstellen.