Papst nimmt Heße-Rücktritt nicht an

Papst nimmt Heße-Rücktritt nicht an

Stefan Heße, katholischer Erzbischof von Hamburg, darf nicht von seinem Amt zurücktreten. Foto: Axel Heimken/dpa/Archivbild

Hamburg/Rom (dpa) - Vor einem halben Jahr bot Hamburgs Erzbischof Heße dem Papst seinen Amtsverzicht an. Heße zog damit die Konsequenz aus einem dortigen Missbrauchsgutachten - soll aber bleiben. Papst Franziskus hat den Amtsverzicht des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße nicht angenommen und ihn gebeten, „seine Sendung als Erzbischof von Hamburg im Geist der Versöhnung und des Dienstes an Gott“ fortzuführen. So heißt es in einer Mitteilung der Apostolischen Nuntiatur in Berlin.

Erzbischof Stefan Heße betont in einer schriftlichen Stellungnahme: „Die mir gewährte Auszeit ist beendet und ich übernehme nun nach dem Willen des Papstes ausdrücklich wieder Verantwortung als Erzbischof von Hamburg. Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass es nicht unbedingt leicht sein wird, meinen Dienst wieder aufzunehmen.“

In der Mitteilung aus Rom heißt es: „Nach eingehender Prüfung der eingegangenen Dokumente hat der Heilige Stuhl für den fraglichen Zeitraum Mängel in der Organisation und Arbeitsweise des Erzbischöflichen Generalvikariates sowie persönliche Verfahrensfehler Heßes festgestellt“. Die Untersuchung habe jedoch nicht gezeigt, dass diese mit der Absicht begangenen wurden, Fälle sexuellen Missbrauchs zu vertuschen.

Missbrauchsgutachten

Im März war in Köln ein seit langem erwartetes Gutachten vorgestellt worden. Darin wurde untersucht, wie Bistumsverantwortliche in der Vergangenheit mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester umgingen. Heße, früher Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln, wurden insgesamt elf Pflichtverletzungen vorgeworfen. Dabei handelte es sich nach Angaben der Gutachter unter anderem um Verstöße gegen die Melde- und Aufklärungspflicht.

Noch am selben Tag bot Heße dem Papst seinen Amtsverzicht an, „um Schaden vom Amt des Erzbischofs sowie vom Erzbistum Hamburg abzuwenden“. Er betonte, er habe sich niemals an der Vertuschung von Missbrauchsvorwürfen beteiligt. Er sei aber dennoch bereit, seinen Anteil für das Versagen des Systems zu tragen. Heße war 2015 als Erzbischof nach Hamburg gewechselt.

Katholische Kirche reagiert gespalten

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, begrüßt die Entscheidung des Papstes. Damit ende „eine schwierige Zeit der Ungewissheit“, teilte Bätzing mit. „Das ist gut so, und dafür bin ich dankbar. Erzbischof Heße wird in Hamburg bleiben und damit auch weiterhin Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz sein.“ Er wünsche dem Erzbistum und seinem Erzbischof einen guten Neustart. „Bei allen, die nun möglicherweise irritiert sind, werbe ich um das Zutrauen, dass die Entscheidung des Papstes aufgrund von Beratung wohl überlegt und begründet ist“, so Bätzing.

Kritik kommt hingegen von der katholischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Das Vorgehen sei „höchst problematisch“. „Die jetzige Entscheidung Roms stellt faktisch eine Amnestie für Erzbischof Stefan Heße dar, dem das Gutachten der Kanzlei Gercke elf rechtlich fassbare Pflichtverletzungen als früherer Kölner Generalvikar nachgewiesen hat.“ Es stelle sich die Frage, wofür Menschen in kirchlichen Leitungsdiensten dann überhaupt noch zur Verantwortung gezogen würden.