Rechte Allianz erwartet Tausende zu Kundgebung in Mailand

Rechte Allianz erwartet Tausende zu Kundgebung in Mailand

Matteo Salvini möchte die geplante Rechtsallianz zur stärksten Fraktion im EU-Parlament machen. Foto: Antonio Calanni/AP

Mailand (dpa) - Kurz vor der Europawahl proben Rechtspopulisten und Nationalisten aus ganz Europa heute in Mailand den Schulterschluss. Der ursprünglich vorgesehene Teilnehmer der österreichischen FPÖ sagte sein Kommen kurzfristig ab.

Mit Rechtspopulisten aus ganz Europa erwartet der italienische Lega-Chef Matteo Salvini heute Tausende zu einer Großkundgebung auf dem Mailänder Domplatz. An dem Treffen vor dem Mailänder Dom sollen elf Delegationen rechter Parteien teilnehmen.

Wenige Tage vor der Europawahl will Salvini dort mit AfD-Chef Jörg Meuthen, der französischen Nationalistin Marine Le Pen und dem niederländischen EU-Gegner Geert Wilders seine geplante Rechtsallianz im Europaparlament bekräftigen.

Der FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky sagte unter dem Eindruck der Regierungskrise in Österreich seine Teilnahme an der Veranstaltung ab. Die FPÖ werde nun vom Europaabgeordneten Georg Mayer vertreten, sagte ein FPÖ-Sprecher der österreichischen Nachrichtenagentur APA. In Wien steht nach dem Auftauchen eines brisanten Videos die Zukunft der ÖVP-FPÖ-Koalition auf dem Spiel.

Salvini will nach der Europawahl nächste Woche die Europäische Allianz der Völker und Nationen schaffen. Er hat das Ziel ausgegeben, im Europaparlament stärkste Fraktion zu werden. In Umfragen liegt die neue Gruppierung derzeit bei etwa zehn Prozent der Mandate; doch könnten sich weitere Parteien anschließen. Erklärtes Ziel der Allianz ist es, die EU in heutiger Form nicht weiter zu entwickeln, sondern auf wenige gemeinsame Projekte zurückzustutzen.

Nach den Worten von AfD-Chef Meuthen will die geplante Rechtsallianz Ansprüche auf EU-Spitzenjobs erheben. „Natürlich werden wir eine angemessene personelle Repräsentanz fordern, auch in der Exekutive“, sagte Meuthen der Deutschen Presse-Agentur: „Wir wären ja verrückt, wenn wir das nicht täten.“

Von dem gemeinsamen Auftritt in Mailand erwarte er sich noch einmal richtig Schub für die letzten Tage vor der Europawahl nächste Woche, sagte Meuthen. „Das ist eine Motivation für alle, die uns gewogen sind, nochmal richtig Gas zu geben im Wahlkampf.“

Meuthen räumte ein, dass es in dem geplanten Bündnis Differenzen gebe, etwa über die Haushalts- und Finanzpolitik. Auch drücke sich Le Pen „manchmal etwas kräftig aus“, sagte er. „Wir sind nicht in allem einer Meinung, und ich weiß, dass sie manchmal verbal scharf schießt. Ich glaube nur, dass die Vorteile einer Kooperation da die Nachteile überwiegen.“

Als Ziele für die Rechtsallianz formulierte Meuthen, einen „europäischen Superstaat“ zu verhindern und „den Verordnungsirrrsinn drastisch zurückzustutzen“. Er räumte aber auch ein, dass die Rechtsfraktion dafür keine Mehrheit und keine parlamentarischen Partner habe. „Wir müssen sehen, wo man eine „blocking minority“ hat, wo wir also Dinge auch verhindern können, die wir für unsinnig halten“, sagte Meuthen.

Zu Forderungen aus seiner Partei nach einem deutschen EU-Austritt, dem Dexit, ging Meuthen auf Distanz. „Ich muss deutlichmachen, dass der Austritt aus der Europäischen Union nicht unser Ziel ist, sondern Ultima Ratio, so steht es im Wahlprogramm.“ Er lobte Errungenschaften der EU wie den Binnenmarkt, der „rein ökonomisch betrachtet eine Win-Win-Situation“ sei und das Friedensprojekt EU befördere.

Salvini stellte sich am Freitag ebenfalls als großer Europa-Freund dar. „Die Euroskeptiker sind die, die Europa derzeit regieren“, sagte der italienische Innenminister in Mailand. „Die Anti-Europäer sind die Sozialisten und die, die den Traum in einen Käfig verwandelt haben.“

Im Zentrum der neuen Populistenallianz stünde der Schutz der europäischen Grenzen vor Migranten, sagte Salvini. Er wünscht sich zudem eine EU, wie sie vor der Einführung der strengeren Kriterien zur Haushaltsdisziplin war. „Ich würde zu den Regeln vor Maastricht zurückkehren“, als man mit Wirtschafts- und Steuerregeln noch Ziele wie Wohlstand und Arbeitsplätze gehabt habe, sagte der Lega-Chef weiter. „Heute bringt uns Brüssel volle Arbeitslosigkeit.“

Mit den Verträgen von Maastricht wurde der Grundstein für den Euro gelegt. Dabei wurden Regeln zur Verschuldung eines Staates festgelegt. Demnach ist maximal eine Neuverschuldung von drei Prozent erlaubt und eine Gesamtverschuldung von 60 Prozent der Wirtschaftsleistung. Italien ist wegen seiner hohen Verschuldung seit Jahren im Visier der EU-Kommission.