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Streit um Erdgas führt zu neuen Spannungen

Montag, 10. August 2020 - 23:50 Uhr

von dpa

Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, spricht nach einer Kabinettssitzung. Foto: -/Turkish Presidency/AP/dpa

Athen/Ankara/Berlin (dpa) - Der Streit um Erdgas im östlichen Mittelmeer spitzt sich wieder zu. Athen und Ankara haben erneut ihre Flotten mobilisiert. Wie kann der Konflikt im östlichen Mittelmeer gestoppt werden? Die Bundesregierung hat eine von der Türkei angekündigte seismische Erforschung südlich der griechischen Insel Megisti (Kasteloriso) kritisiert. Türkische Schiffe suchen in dem Gebiet nach Erdgas.

Ankara verschlechtere damit auch das Verhältnis zur Europäischen Union, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin. „In dieser Hinsicht sind weitere seismische Erkundungen zu diesem Zeitpunkt sicherlich das falsche Signal.“. Die Türkei und Griechenland sollten die Probleme durch Dialog lösen.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte nach einem Gespräch mit dem griechischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis ebenfalls neuen Anstrengungen. „Die Situation muss im Geiste der Solidarität unter Alliierten und im Einklang mit dem Völkerrecht gelöst werden.“

Ein türkisches Schiff soll bis zum 23. August südlich der griechischen Insel nach Erdgas forschen, wie die zuständige Marinebehörde der Türkei mitteilte. Energieminister Fatih Dönmez schrieb auf Twitter, die „Oruc Reis“ habe den Hafen von Antalya bereits verlassen und das Zielgebiet erreicht.

In Athen fand eine Sondersitzung des Regierungsrats für Außenthemen und Verteidigung unter Vorsitz von Mitsotakis statt. Dabei seien Wege gesucht worden, wie Athen „auf die türkischen Provokationen reagieren soll“, hieß es anschließend. Zahlreiche Schiffe der Kriegsmarinen der beiden Nato-Staaten sind in der Region unterwegs.

Die Suche der Türkei ist aus Sicht Athens illegal, weil die Region zur sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone des EU-Landes gehöre. Auch die EU hat diese türkischen Aktionen verurteilt und Ankara aufgefordert, sie einzustellen. Nach türkischer Lesart haben Inseln wie Kreta zwar Hoheitsgewässer, aber keine Ausschließliche Wirtschaftszone. Athen unterzeichnete inzwischen ein Abkommen mit Ägypten, in dem - gemäß internationalem Seerecht - von Kairo anerkannt wird, dass die Inseln doch eine solche Zone haben.

Ende Juli war nach einer Vermittlung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine leichte Entspannung zwischen Athen und Ankara eingetreten. Die beiden Nato-Staaten hatten zugestimmt, einen Dialog zum Thema Energie im östlichen Mittelmeer aufzunehmen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte das Abkommen zwischen Griechenland und Ägypten nach einer Kabinettssitzung als unrechtmäßig, rief aber auch zum Dialog auf. Alle Länder des Mittelmeerraums sollten zusammenkommen, schlug er vor. „Lasst uns eine Formel finden, die alle akzeptieren können und die Rechte aller schützt.“

© dpa-infocom, dpa:200810-99-117397/2

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