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Was den Corona-Sommer einzigartig macht

Dienstag, 18. August 2020 - 11:01 Uhr

von Von Jordan Raza, dpa

Egal ob in Flüssen, im Meer oder auf Seen - Stand-up-Paddler waren im Corona-Sommer 2020 überall. Foto: Matthias Balk/dpa/dpa-tmn

Abstandsregeln und Reservierungspflicht für Strände und Freibäder, Venedig so leer wie lange nicht und „cornern“ bis die Polizei kommt - was den Sommer 2020 so einzigartig und besonders machte und macht. Schon mal am FKK-Strand eine Maske getragen oder als fast Einziger durch den Sicherheitscheck am Flughafen gegangen? Wegen der Corona-Krise war im Sommer 2020 vieles anders als sonst. Eine Auswahl von sieben Dingen, die irgendwie neu gewesen sind:

VENEDIG: So haben die meisten Venezianer ihre Stadt wohl noch nie erlebt: keine Motorboote, keine Gondoliere und kaum Touristen. Selbst auf dem sonst vollen Markusplatz waren Selfies ohne Menschenmassen im Hintergrund möglich. Die braune Suppe in den Kanälen war verschwunden und erlaubte einen Blick auf die Flora und Fauna unter Wasser. Sogar eine Qualle wurde gesichtet. Die Stadt, die immer wieder über Beschränkungen für die Touristen diskutiert, hat sich eine Verschnaufpause gegönnt - bevor es zurück zum Massentourismus geht?

STRANDAMPEL: Um die im Sommer erwarteten Ströme von Urlaubern zu lenken, ließen sich die Orte an Nord- und Ostsee einiges einfallen: von Parkleitsystemen, Bodenaufklebern mit Abstandsregeln bis hin zu Einbahnstraßensystemen am Strand. Schleswig-Holstein setzte zur Unterbindung größerer Menschenansammlungen in der Lübecker Bucht auf digitale Lösungen und entwickelte eine Online-Strandampel. „Es ist ein Service für die Tagestouristen“, sagte eine Sprecherin. Denn so vermeide man den Frust, morgens früh zum Beispiel in Hamburg loszufahren und dann doch nicht an den Strand zu dürfen.

CORNERN: Ansammlungen vorwiegend junger Leute auf öffentlichen Plätzen: das Comeback des sogenannten Cornerns. Egal ob an der Straßenecke beim Imbiss oder im Park - aufgrund geschlossener Clubs und Bars verlegten viele das Feiern nach draußen. Corona-Cornern wurde zum Problem und rief aus Angst vor einer Virusverbreitung mehrmals die Polizei auf den Plan. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher zog sogar ein Alkoholverbot in Erwägung. „Die jungen Leute wollen dann da Bier trinken im öffentlichen Raum. Und wenn sie das nicht gekühlt irgendwo bekommen, dann funktioniert eben dieses Cornern nicht so wie sie sich das vorstellen.“

FLUGHAFEN: Geisterstimmung an deutschen Flughäfen, kein Fluglärm, kaum Passagiere und leere Schalter. Für die wenigen Menschen, die dennoch flogen, eine schöne Abwechslung: Keine Schlangen an den Damen-Toiletten, als Erster beim Sicherheitscheck und schnelles Boarding. Für die Flughafenbetreiber bedeutete die Corona-Krise allerdings tiefrote Zahlen. In Frankfurt lag das Passagieraufkommen beispielsweise im zweiten Quartal rund 94 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Auch die Fluggesellschaft Lufthansa hat bislang über drei Milliarden Euro Verlust während der Pandemie gemeldet.

SCHWIMMBÄDER: Auch Badegäste mussten sich in diesem Sommer an bestimmte Regeln halten. Der Vorteil: mehr Platz auf der Liegewiese und kein Gedränge am Beckenrand. Oft waren sogar Vorab-Reservierungen Pflicht, um die Zahl der Menschen zu begrenzen. Ein mögliches Konzept für die Zeit nach Corona? „Das schaffen wir jetzt nicht mehr ab“, sagte unter anderem der Geschäftsführer der Frankfurter Bäderbetriebe, Boris Zielinski. Und für die Gäste sei es auch von Vorteil, „wenn sie an heißen Sommertagen nicht mehr in immensen Warteschlangen an der Kasse stehen müssen“.

FKK MIT MASKE: Mundschutz auch beim Nacktbaden: Ein FKK-Strand an einem Baggersee in Tschechien hat es in der Corona-Krise zu weltweiter Berühmtheit gebracht. Selbst der US-Nachrichtensender CNN berichtete über einen Aufruf der örtlichen Polizei an die Nacktbadenden, doch bitte einen Mundschutz zu tragen. Unter dem Motto „Nackter Körper: ja - unverhüllter Mund: nein“ hatten die Ordnungshüter ihren Appell ins Internet gestellt.

STAND-UP-PADDLING: Egal ob in Flüssen, im Meer oder auf Seen - Stand-up-Paddler schienen spätestens diesen Sommer überall zu sein. Manche nahmen den Hund mit auf das Board oder den besten Kumpel, andere ließen sich gewappnet mit einem Stechpaddel alleine über die Wasseroberfläche treiben. Fest steht: Der Spaß auf den Brettern ist während der Corona-Krise zum Massenphänomen geworden. Auch der Deutsche Stand-up-Paddle-Verband berichtet von einem starken Anstieg der Buchungen und Verleihanfragen der Boards.

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