Kultur

Wiener Albertina zeigt Dürers Meisterwerke

Mittwoch, 18. September 2019 - 15:17 Uhr

von Von Fabian Nitschmann, dpa

Der "Feldhase" (1502) von Albrecht Dürer in der Albertina. Foto: Fabian Nitschmann

Wien (dpa) - Albrecht Dürer gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Renaissance. Rund 200 seiner Werke stellt die Albertina in Wien in den kommenden vier Monaten in einer großen Schau aus - und feiert den Nürnberger als Meister des Details.

Dem „Feldhasen“ von Meisterkünstler Albrecht Dürer begegnet wohl schon jeder Schüler. „Ein Hase, präzise wiedergegeben. Man meint, man könnte mit den Fingern reinwuscheln“, sagt Christof Metzger über das weltberühmte Bild. Metzger ist Chefkurator der Albertina in Wien und ausgewiesener Dürer-Experte.

Mit seinem Team hat er in den vergangenen Jahren eine Ausstellung konzipiert, die sich einzig und allein dem großen Renaissance-Künstler aus Nürnberg widmet - und einen ganz tiefen Blick in dessen Atelier zulässt. Ab Freitag ist die Schau für interessierte Besucher geöffnet.

Direkt neben dem Feldhasen hängen „Das große Rasenstück“ und der „Flügel einer Blauracke“ in der Ausstellung, beides ebenfalls Bilder voller Detailreichtum. Beobachten ist das eine, es zu Papier bringen das andere - Dürer konnte offensichtlich beides in beeindruckender Art und Weise. Die Ausstellung, die rund 200 Werke des Meisterkünstlers umfasst, fokussiert aber nicht nur auf die Naturstudien, sondern stellt vor allem einige Gemälde den vorangegangenen Detailstudien gegenüber.

„Eigentlich war Dürer das Malen wahnsinnig lästig, weil er da an Auftraggeber gebunden war“, erklärt Metzger. Und doch stehen Dürers Gemälde den meist weitaus bekannteren Zeichnungen in nichts nach. „Die Farben, die ganzen Details etwa bei den Tieren, das ist schon toll“, schwärmt Metzger. Vor allem das Gemälde „Anbetung der Könige“, welches die Uffizien in Florenz für die Ausstellung zur Verfügung stellen, begeistert den Kurator. „Pelz ist hier Pelz, Gold ist Gold, Stein ist Stein.“

Das Besondere an Dürers Detailstudien von Händen etwa sei derweil, dass diese oft detaillierter und feiner seien, als sie dann letztlich im fertigen Gemälde auftauchen, sagt Metzger. Diese Studien habe Dürer nicht nur zur Vorbereitung angefertigt, sondern oft auch als Schaustücke für sein Atelier. So konnte Dürer sein Können allen Interessierten eindrucksvoll präsentieren und auf einen großen Fundus zurückgreifen.

Dass der Künstler ein großes Talent war, muss schon seinen Zeitgenossen bewusst gewesen sein. Dürer steht für Detailtreue, für feinste Pinselstriche und auch für Perfektion. „Auf dem Bild „Flügel einer Blauracke“ hat Dürer die feinsten Fasern der Federn angedeutet“, erklärt Metzger. Beim „Großen Rasenstück“ lasse sich durch den detailliert eingefangenen Grad des Verblühens sogar erkennen, dass das Bild Ende April oder Anfang Mai entstanden sein muss. Dem „Feldhasen“ hat er gar die Spiegelung eines Fensters ins Auge gemalt. „Der Hase war schon im 16. Jahrhundert sein berühmtestes Werk“, sagt Metzger.

Was in ihm steckt, bewies Dürer bereits in jungen Jahren mit dem „Selbstbildnis als Dreizehnjähriger“, dem ältesten seiner Werke, das noch erhalten ist. Dürer war damals Lehrling in der Goldschmiedewerkstatt des Vaters und zeichnete das Bild mit einem Silberstift, der kaum Korrekturen ermöglicht. Dürer brach die Lehre im Betrieb des Vaters schließlich ab und ließ sich stattdessen zum Maler ausbilden. Anschließend ging er immer wieder auf Reisen, war dabei mehrfach in Italien, und schuf zahlreiche Bilder, die heute zu den bedeutendsten der Renaissance gehören.

Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder lobte am Mittwoch in Wien vor allem Dürers Unvoreingenommenheit, die sich durch sein Werk ziehe. „Die Frische des ersten Blicks, die hatte er, und die hat er sich auch erhalten“, sagte Schröder. An Dürer könne man lernen, wie eine Betrachtung ohne Vorurteile und Einordnungen funktioniere - damit sei sein Werk auch heute noch sehr aktuell.

Insgesamt erstaunt beim Rundgang durch die Ausstellung, dass viele der rund 500 Jahre alten Werke noch sehr gut erhalten sind. „Die Bilder haben keine große Karriere durch viele Reisen hinter sich“, erklärt Kurator Metzger. Viele Werke seien nach Dürers Tod zusammen geblieben und selten weitergegeben worden. Die Dürer-Werke der Albertina entstammen ebenfalls einem solchen Konvolut, das Wiener Museum ist Besitzer der weltweit größten Dürer-Sammlung. Für die Albertina ein großer Glücksfall - ein Zuschaueransturm dürfte 16 Jahre nach der bislang letzten großen Dürer-Schau sicher sein.

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