Wirbel um Grab: Kirche will jüdischstämmigen Forscher ehren

Wirbel um Grab: Kirche will jüdischstämmigen Forscher ehren

Das Grab von Max Friedlaender (r), ein Musikwissenschaftler jüdischen Glaubens auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin/Stahnsdorf (dpa) - Ein Holocaust-Leugner wurde auf der ehemaligen Grabstätte des jüdischstämmigen Wissenschaftler Max Friedlaender. Der Vorfall sorgte für Empörung. Nun will die Evangelische Kirche Friedlaender würdigen. Die Evangelische Kirche will den jüdischstämmigen Wissenschaftler Max Friedlaender nach der Beisetzung eines Holocaust-Leugners auf seiner ehemaligen Grabstätte in Stahnsdorf besonders würdigen.

„Es gibt das Bestreben, auf dem Friedhof Friedlaenders Andenken zu ehren“, sagte eine Sprecherin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO)in Berlin.

Mit Blick auf die Beisetzung bemerkte sie: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, diesen Fehler zu korrigieren.“ Landesbischof Christian Stäblein hatte sich entschuldigt und eine Prüfung angekündigt, den Vorgang rückgängig zu machen.

Der Holocaust-Leugner wurde laut Kirche am vergangenen Freitag auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf in Brandenburg, am Südwestrand Berlins, auf der ehemaligen Grabstätte des Musikwissenschaftlers Max Friedlaender beigesetzt. Die Grabstätte des jüdischstämmigen Protestanten (1852-1934) stand 1980 zur Wiederbelegung frei. Sein Grabstein steht aber noch, weil er unter Denkmalschutz steht.

Bundesweite Empörung

Die Beisetzung hatte bundesweit für Empörung gesorgt, unter anderem beim Zentralrat der Juden in Deutschland und bei der Bundesregierung. Der Antisemitismusbeauftragte von Berlin, Samuel Salzborn, erstattete Strafanzeige gegen unbekannt wegen des Verdachts der Störung der Totenruhe.

Landeskirche und Friedhof wussten nach eigenen Angaben, dass es sich um einen Holocaust-Leugner handelte. Die EKBO entschied, die Anfrage nach einer Grabstätte in Stahnsdorf nicht abzulehnen, da jeder Mensch ein Anrecht auf eine letzte Ruhestätte habe. Der Mann wünschte sich laut Kirche eine zentrale Grabstelle.

Nach seinem Tod habe sein Bevollmächtigter im August eine Grabstätte erworben, die wieder entzogen wurde, weil im zentralen Bereich viele Gräber jüdischer Verstorbener lägen. Auf Grundlage des Bestattungsregisters, in dem Friedlaender mit evangelischer Konfession steht, habe die Kirche dann eine dezentrale Grabstelle gewählt, damit sich keine Anlaufstelle für Rechtsextreme bilde.