Studie: Europäer sparen in der Pandemie deutlich mehr

Studie: Europäer sparen in der Pandemie deutlich mehr

Die Krise führt bei vielen Menschen in Europa dazu, dass sie mehr Geld sparen. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn

Frankfurt/Main (dpa) - Angst vor der Corona-Krise und wenig Gelegenheit, Geld in Restaurants, Geschäften und Urlauben auszugeben: Viele Menschen haben im vergangenen Jahr mehr gespart - nicht nur in Deutschland. In der Corona-Krise haben viele Menschen in Europa laut einer Studie deutlich mehr gespart. Im vergangenen Jahr flossen im Saldo 585 Milliarden Euro neu auf Giro- und Sparkonten in der Eurozone, heißt es in einer Analyse des Hamburger Finanzunternehmens Deposit Solutions.

Damit sei das Sparvolumen im Währungsraum um 48 Prozent zum Vorjahr gewachsen (2019: +395 Milliarden Euro). Ein Großteil der neuen Gelder, rund 150 Milliarden Euro, entfalle auf deutsche Sparer, hieß es. Dabei erzielen sie mit Bankeinlagen wegen der Dauer-Niedrigzinsen kaum noch Rendite.

Hierzulande stieg das Sparvolumen um 37 Prozent zum Vorjahr - stärker als in Italien (32 Prozent), aber weniger als in Frankreich (72) und Spanien (38). In Großbritannien, was gesondert untersucht wurde, lag das Plus gar bei 170 Prozent. Seit dem zweiten Quartal 2020 seien die Zuflüsse auf Sparkonten größer gewesen als in den Vorjahren, so die Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Demnach lagen Ende 2020 in der Eurozone rund 8,3 Billionen Euro auf Sparkonten. Analysiert wurden Giro-, Tagesgeld-, Festgeld- und andere Sparkonten.

„Sinkender Konsum und ein anhaltend unsicheres wirtschaftliches Umfeld haben dazu geführt, dass die Menschen mehr Geld auf ihren Konten haben als je zuvor“, sagte Tim Sievers, Chef von Deposit Solutions. Die Entwicklung sei in allen Ländern Europas die gleiche. „Spareinlagen nehmen eine immer zentralere Rolle in den Finanzportfolios der Menschen ein.“

In der Eurozone sind 2020 laut Studie die Bankguthaben französischer Sparer mit rund 2200 Euro pro Kopf am stärksten gestiegen gefolgt von deutschen Sparern mit 1800 Euro. Dahinter lagen italienische und spanische Sparer mit pro Kopf 1300 Euro Zuwachs. Für das Papier hat die Beratungsfirma Barkow Consulting unter anderem Daten der Europäischen Zentralbank und der Bank of England analysiert. In Großbritannien stiegen die Kontoguthaben um 2500 Euro pro Kopf.

Deposit Solutions vermittelt Gelder von Sparern über Plattformen wie Savedo und Zinspilot an mehr als 150 Partnerbanken. So können Anleger Konditionen etwa für Tages- und Festgeld vieler Institute vergleichen und Erspartes auch leicht in Süd- und Osteuropa anlegen, wo teils höhere Zinsen locken. In Zeiten der Niedrigzinsen ist die Nachfrage groß. Zu den Gesellschaftern von Deposit Solutions zählen unter anderem Paypal-Mitgründer Peter Thiel und die Deutsche Bank.

Dass die Menschen in der Pandemie mehr Geld gespart haben, ist nicht neu. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Sparquote in Deutschland im Corona-Jahr 2020 auf das Rekordhoch von 16,3 Prozent gestiegen nach 10,9 Prozent im Vorjahr. Von 100 Euro verfügbarem Einkommen legten die Haushalte also im Schnitt gut 16 Euro zurück.

Hohe Sparquoten trieben vergangenes Jahr auch das Geldvermögen der deutschen Privathaushalte auf Rekordhöhe, analysierte die DZ Bank. Aus Sorge vor Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit hielten viele Menschen ihr Geld zusammen. Zudem bremsten die Lockdowns im Handel und der Gastronomie den Konsum. Die DZ Bank sprach von einer „extrem hohen Ersparnis“. Auch wenn Aktien in der Pandemie einen Boom erleben: Das meiste Geld landete demnach auf Girokonten - trotz Niedrigzinsen.