Wirtschaft

Wenn der Laden zur Abholstation wird

Donnerstag, 17. Dezember 2020 - 13:37 Uhr

von Von Erich Reimann, dpa

Eine Kundin nimmt an einer Abholstation am Toom-Baumarkt ihre vorab über das Internet bestellten Waren in Empfang. Foto: Jonas Güttler/dpa

Düsseldorf (dpa) - Viele Einzelhändler nutzen ihre wegen der Corona-Pandemie geschlossenen Läden als Abholstationen. Dort können Kunden online oder per Telefon bestellte Ware abholen. Vorausgesetzt die Corona-Verordnung ihres Bundeslandes erlaubt es.

Sie nutzen, wo es die Corona-Verordnungen zulassen, ihre eigentlich geschlossenen Läden als Abholstellen für online oder per Telefon bestellte Waren.

Beispiel Douglas: „Trotz Lockdown: Abholen in der Filiale“, wirbt die Parfümeriekette auf ihrer Homepage. Und auch Galeria Karstadt Kaufhof verspricht „Weihachtsgeschenke bis zum Schluss“. Beide Händler bieten ihren Kunden an, noch kurzfristig Ware online zu reservieren und dann kontaktlos an den Abholstationen in den Filialen entgegenzunehmen. Und sie sind damit nicht allein.

Auch die Elektronikketten Media Markt und Saturn nutzen ihre Filialen derzeit als Pick-Up-Stationen. Ein ähnliches Angebot habe es schon im ersten Lockdown gegeben und sei von den Kunden gerne genutzt worden, berichtete ein Unternehmenssprecher. Der Deko-Artikel-Spezialist Butlers ist ebenfalls auf den Zug aufgesprungen.

Viele Buchhändler - vom Branchenriesen Thalia bis zum Buchladen von nebenan - versuchen ebenfalls, mit Abholangeboten den wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns ein Schnippchen schlagen. „Abholangebote sind gerade für die kleinen Buchhandlungen superwichtig“, meint Thomas Koch vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Sie profitierten dabei vom engen Kontakt zu ihren Stammkunden. Aber auch Baumarktketten wie Obi, Bauhaus oder Hornbach bieten den Kundinnen und Kunden im Shutdown die Möglichkeit, benötigte Materialien und Produkte online zu reservieren und dann in den Filialen abzuholen.

Weniger verbreitet sind die - im Fachjargon Click&Collect genannten - Abholangebote nach Angaben des Handelsverbandes Textil (BTE) aktuell in der Modebranche. Zwar gebe es einige mittelständische Modegeschäfte die diesen Service anböten, meinte BTE-Sprecher Axel Augustin. „Aber dass man damit die Saison rettet, davon sind wir ganz weit weg.“ Oft rechne es sich nicht, den Laden dafür offenzuhalten. Denn der Modebereich eigne sich angesichts der Passformproblematik längst nicht so gut für derartige Offerten wie etwa Bücher oder Elektronik.

Deutschlands größter Schuhhändler Deichmann bietet zwar in normalen Zeiten seinen Kunden die Möglichkeit, online bestellte Schuhe in den Filialen abzuholen. Doch im Shutdown hat das Unternehmen das Angebot eingestellt. Die Filialen seien geschlossen, erklärte ein Sprecher.

Einen Haken hat die Sache ohnehin: Das Abholen ist zwar in den meisten, aber längst nicht in allen Bundesländern erlaubt. Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen verbieten nach einer Aufstellung des E-Commerce-Verbandes bevh das Abholen in ihren Corona-Verordnungen grundsätzlich. In Thüringen ist es demnach nur für Buchhandlungen erlaubt.

Für die Händler ist Click&Collect nicht zuletzt ein Versuch, den wirtschaftlichen Schaden durch den Lockdown zu verringern. „Es bringt den Händlern vielleicht nicht viel, aber auch ein bisschen ist besser als gar nichts“, urteilt der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein.

Für ihn steht fest: „Click&Collect wird vor allem den Großen im Handel helfen, nicht den kleinen, die es am nötigsten hätten.“ Denn Voraussetzung dafür sei ein funktionierendes elektronisches Warenwirtschaftssystem, das dem Kunden bei der Online-Bestellung zuverlässig sagen könne, ob ein Artikel noch im Laden vorrätig sei oder nicht. Das aber hätten viele kleine Händler nicht. Und bei Fehlern im Bestellvorgang sei Ärger mit den Kunden vorprogrammiert.

„Für viele kleine Händler wäre es sinnvoller, sie würden die Bestellungen per Telefon oder per Fax annehmen und dann selbst ausliefern. Diesen Service würden die Kunden sehr honorieren, schließlich erspart es ihnen den Weg und das Schlange stehen“, meinte Heinemann.

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