Jobwelt

Mehr Besetzungsprobleme durch rückläufige Zahlen

Ausbildungsmarktbilanz 2021/22: Entwicklung zum Bewerbermarkt fortgesetzt

Donnerstag, 26. Januar 2023 - 15:03 Uhr

von Newsdesk

Foto: picture alliance / Marius Becker

Ein Beratungscenter der Bundesagentur für Arbeit: Geboten werden auch Orientierung und Weiterbildung. Der Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen.

Auch im Beratungsjahr 2021/22 hat sich die Entwicklung zum Bewerbermarkt fortgesetzt. „Noch nie seit der Wiedervereinigung waren die Chancen auf eine Ausbildungsstelle so gut. Allerdings haben die Besetzungsprobleme für die Unternehmen merklich zugenommen“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, bei der Vorstellung der Bilanz des Berufsberatungsjahres 2021/22.

Von Oktober 2021 bis September 2022 wurden den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern insgesamt 546.000 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Das waren 23.100 mehr als im Vorjahreszeitraum. Der überwiegende Teil sind betriebliche Ausbildungsstellen; sie verzeichnen ein Plus von 19.900 auf 528.300. Seit Beginn des Beratungsjahres am 1. Oktober 2021 hatten insgesamt 422.400 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung in Anspruch genommen. Das waren 11.100 weniger als im Vorjahr.

Die weiter rückläufige Entwicklung auf der Bewerberseite dürfte auch mit der zunehmenden Digitalisierung und einer dadurch verbesserten Transparenz über die vorhandenen Ausbildungsangebote zusammenhängen.

In der Bilanz gab es auch in diesem Beratungsjahr rechnerisch mehr gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen als gemeldete Bewerberinnen und Bewerber. Bundesweit kamen auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen rein rechnerisch 80 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber.

Wie in den Vorjahren beeinträchtigten regionale, berufsfachliche und qualifikatorische Ungleichgewichte den Ausgleich auf dem Ausbildungsmarkt deutlich. So ist der Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen weiter gestiegen.

Insgesamt waren am 30. September 2022 noch 68.900 unbesetzte Ausbildungsstellen zu vermitteln. Gegenüber dem Vorjahr waren das 5700 mehr. Besetzungsschwierigkeiten traten insbesondere in Lebensmittelberufen, Hotel- und Gaststättenberufen, in Bau- und Baunebenberufen, im Berufskraftverkehr sowie in Metallberufen auf.

Zeitgleich waren 22.700 Bewerberinnen und Bewerber noch unversorgt, 1900 weniger als im letzten Jahr. Damit blieben fünf Prozent der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildungsstelle oder alternatives Angebot.

Bis Ende September 2022 hatten 198.700 Bewerberinnen und Bewerber eine Berufsausbildung begonnen, 900 weniger als im Vorjahr. Das entsprach einem Anteil von 47 Prozent. 16 Prozent wichen auf einen weiteren Schulbesuch, ein Praktikum oder ein Studium aus und zwei Prozent auf eine geförderte Qualifizierung wie eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder eine Einstiegsqualifizierung. Weitere acht Prozent haben eine Arbeit aufgenommen, ein Prozent engagiert sich in gemeinnützigen sozialen Diensten und vier Prozent haben sich arbeitslos gemeldet. Von 13 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber lag keine Rückmeldung zum Verbleib vor.

Neben den unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern waren 37.700 junge Menschen zum 30. September zwar in eine Alternative eingemündet, hatten aber ihren Vermittlungswunsch in eine duale Ausbildung dennoch aufrechterhalten. Ihre Zahl liegt im Vergleich zum Vorjahr um 5500 niedriger.

Um diese und die noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber mit den noch unbesetzten Ausbildungsstellen zusammenzubringen, wurden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Außerdem melden sich in den Wochen danach erfahrungsgemäß noch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen (wieder) auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe melden Ausbildungsstellen, die (wieder) frei geworden sind.

Leserkommentare

Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar verfassen zu können.