Emsdetten

Auch selbst genähte Masken schützen

Emsdettenerinnen nähen für lokale Pflegeeinrichtungen / Mehr Helfer gesucht

Mittwoch, 25. März 2020 - 08:00 Uhr

von Klaus Spellmeyer und Jacqueline Beckschulte

Foto: Bernd Oberheim

Nicole Jerzinowski an ihrer Kettelmaschine: Zurzeit versucht die Emsdettenerin, so viele Atemschutzmasken wie nur möglich für die lokalen Einrichtungen zu produzieren.

Der Vorrat wird knapp – Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen und Altenheimen fehlen die Atemschutzmasken. Und das ausgerechnet jetzt, wo Schutz besonders wichtig ist.

Helfer gesucht

Aber Hilfe ist in Sicht – und jeder kann von zu Hause aus mitmachen, kreativ werden und Schutzmasken nähen. Über die sozialen Netzwerke – Facebook, Instagram und WhatsApp – gibt es Anleitungen und Schnittmuster. Die Nähcommunity ist deutschlandweit aktiv. Und auch in Emsdetten hat sich eine Gruppe virtuell zusammengefunden, die für die lokalen Pflegeeinrichtungen bunte Masken produziert.

Vom St. Josef-Stift hat Nicole Jerzinowski eine einfache Vorlage, wie man aus Baumwollstoff eine einfache Maske erstellen kann. Jetzt suchen sie und ihre Mutter Mitstreiter, um möglichst kurzfristig viele Schutzmasken für die Heime in Emsdetten fertigzustellen. Jede Pflegekraft soll mit mindestens einer selbst genähten Maske ausgestattet werden – das ist der Plan. „Wir nehmen alles, was wir kriegen können“, sagt die Mutter von drei Kindern. Und auch die Einrichtungen würden das Angebot dankend annehmen, versichert sie. 100 Masken wurden bei ihr schon angefragt. Wenn viele Masken zusammenkommen, kann sich Jerzinowski gut vorstellen, auch die Krankenhäuser in Borghorst und Rheine bei Bedarf auszustatten.

Via WhatsApp-Gruppe koordiniert Nicole Jerzinowski das Ganze – fertige Masken können kontaktlos bei ihr daheim abgegeben werden. „Bisher ist die Resonanz noch nicht so groß“, sagt Jerzinowski ein wenig enttäuscht. „Wir brauchen noch mehr Helfer!“

Bereits mit im Boot ist Heike Löwen. Die Emsdettenerin tummelt sich in ihrer Freizeit in Nähcommunitys und sucht Inspirationen bei Bloggern. Dabei ist sie auf die selbst gemachten Masken gestoßen. Bloggerin Anna von „Einfach Nähen“ hat auf ihrem Instagram-Account von der Aktion der Stadt Essen, die ein kostenloses Schnittmuster bereitgestellt hat, berichtet und eine Anleitung zum Nähen veröffentlicht. „Das ist besser als nichts“, sagt die Ehefrau von Augenarzt Dr. med. Oliver Löwen., der nach dem Besuch eines mit Corona infizierten Patienten unter häuslicher Quarantäne stand. Mit den selbst genähten Masken möchte sie zunächst die Praxis ihres Mannes ausstatten, danach wird weiter genäht für die Altenheime.

Auch für Anfänger geeignet

Um mitzuhelfen, braucht es nicht viel: Ein Stück Baumwollstoff, das bei mindestens 60 Grad gewaschen werden kann, etwas Schrägband und Basteldraht. „Manchmal muss man etwas improvisieren, je nachdem, was man zuhause hat“, sagt Heike Löwen.

Die Näherinnen freuen sich über Stoffreste, denn irgendwann ist auch ihr Vorrat mal erschöpft. „Vielleicht haben ja Stoffläden noch Reste, die sie nicht mehr verkaufen können“, so Jerzinowski. Sie appelliert nochmal an alle: „Auch blutige Anfänger können mitmachen.“ Ungeübte brauchen für ihre Maske etwa eine halbe Stunde, schätzt Heike Löwen. Sie benötigt pro Stück ungefähr zehn Minuten. In der WhatsApp-Gruppe der Frauen werden Tipps ausgetauscht – Profis helfen Anfängern. „Die Masken müssen nicht schön sein, sondern funktional“, macht Jerzinowski deutlich.

Unter Experten wird die Do-it-yourself-Maske diskutiert – hilft das überhaupt? Professor Christian Drosten ist Virologe an der Charité in Berlin und der Experte für das Corona-Virus in Deutschland. Er hat eine klare Meinung zum selbst gemachten Schutz: „Es ist eine sinnvolle Sache.“ Zwar würden die Masken weniger den Träger selber vor einer Ansteckung schützen, vielmehr nützen sie den anderen Menschen.

30 bunte Atemschutzmasken hat Heike Löwen schon genäht – und viele weitere sollen folgen.

Für Heike Löwen ist es ein Ausdruck von Solidarität. „Es sollte normaler und höflicher werden, einen Mundschutz zu tragen“, meint sie und führt als Beispiel die Asiaten an, die größtenteils mit Schutzmasken auf die Straße gehen. „Es wäre nicht schlecht, wenn es auch hier gang und gäbe wäre. Je mehr die Masken tragen, desto besser für die Gesellschaft“, sagt Löwen, die auch von ihrem Mann positives Feedback für ihr Engagement bekommt.

Unter dem Stichwort #maskeauf rufen auch Promis wie Lena Meyer-Landrut und Joko Winterscheid in den sozialen Netzwerken dazu auf, sich zu schützen.

Wer Interesse hat, mitzunähen, sollte seine Handynummer schnellstmöglich an
atemschutzfueralle@gmx.de schicken. Nicole Jerzinowski nimmt die Interessierten dann in die WhatsApp-Gruppe auf. Auch diejenigen, die Stoffreste abzugeben haben, können sich per Mail melden.

Eine Anleitung sowie ein Schnittmuster gibt es kostenlos hier:

www.maskeauf.de

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