Emsdetten

Corona trifft Kultur mit Wucht

Mitarbeiter von Stroetmanns Fabrik beziehen Kurzarbeitergeld

Samstag, 21. März 2020 - 06:00 Uhr

von Klaus Spellmeyer

Tsutomu Ozeki war zuletzt als professioneller Tänzer in Stroetmanns Fabrik tätig. Zurzeit hat er kein Einkommen.

Der Veranstaltungsstopp bringt die Gempt-Halle in Lengerich an den finanziellen Abgrund. Alle Veranstaltungen sind abgesagt, es gibt keine Einnahmen, die Festkosten laufen aber weiter. Die Insolvenz droht. Kann das Stroetmanns Fabrik mit Galerie Münsterlan und Ems-Halle auch passieren?

Arbeiten auf Honorarbasis

„Das kommt natürlich auf den Zeitraum an, für den Stroetmanns Fabrik und Ems-Halle geschlossen bleiben müssen“, antwortet Ulrike Wachsmund, die Geschäftsführerin des kulturellen Begegnungszentrums. In der aktuellen Situation könne hierzu wohl niemand verbindliche Aussagen machen. Die vertraglichen Vereinbarungen mit der Stadt „stützen das Kulturzentrum“. Stroetmanns Fabrik erhält von der Stadt aktuell einen jährlichen Zuschuss von 197000 Euro.

„Zurzeit sind wir noch damit beschäftigt, die abgesagten Veranstaltungen abzuwickeln bzw. mit den Veranstaltern nach Ersatzterminen zu suchen“, erläutert Wachsmund. Auch die Schließung des Hauses sei mit zahlreichen organisatorischen Aufgaben verbunden.

Außerdem stellt das Stroetmann-Team aktuell Überlegungen an, wie sie vielleicht auch über Social Media dazu beitragen können, die Kultur in Emsdetten zumindest in Teilen lebendig zu erhalten.

„Nichtsdestotrotz werden wir Kurzarbeit anmelden müssen, um dem Verlust von Arbeitsplätzen vorzubeugen“, erklärt Ulrike Wachsmund. In Stroetmanns Fabrik sind zehn Mitarbeiter betroffen, beim Verkehrsverein drei.

Ulrike Wachsmund hofft, dass sich eine solidarische Haltung in der Gesellschaft entwickelt, ohne die „wir diese Ausnahmesituation“ wohl nicht bewältigen können.

Nicht nur die festen Mitarbeiter in Stroetmanns Fabrik müssen jetzt mit 60 bzw. 67 Prozent ihre Nettoeinkommens auskommen. Betroffen sind auch viele freiberuflichen arbeitenden Künstler und Dozenten.

Sie arbeiten auf Honorarbasis und haben zurzeit gar kein Einkommen. Einer von ihnen ist der professionelle Tänzer Tsutomu Ozeki aus Münster. Er ist in Stroetmanns Fabrik im Rahmen des Kulturliga Projektes, im Tanz!Land!-Festival, und bis zuletzt in laufenden Gruppen tätig gewesen.

Auf Erstattung verzichten

„Wir freischaffenden Künstler befinden uns in Ungewissheit“, sagte Ozeki am Telefon. Es gehe ihm gut, Aber er wisse nicht, wie lange die Krise dauert. Zwei bis drei Monate könne er wohl durchhalten. „Dann wird es schwierig.“ Der Tänzer hat zurzeit kein Einkommen.

Ozeki arbeitete auch bei der Volkshochschule in Münter. Dort habe er die Nachricht erhalten, das die VHS versuche, die Dozenten trotz der Kursabbrüche bis zum Ende zu bezahlen. „Aber es ist noch nicht entschieden.“

Ihn habe gefreut, dass in Münster VHS-Kursteilnehmer auf die Erstattung ihrer Gebühren verzichten wollen, wenn garantiert ist, dass die Dozenten ihr Honorar bekommen.

„Wenn ich höre, wie solidarisch die Kursteilnehmer mit uns Dozenten sind, dann ist das sehr ermutigend.“

Am Rande: NRW-Kultusministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hat gestern zugesagt, mit fünf Millionen Euro freischaffende Künstler zu unterstützen. Bis zu 2000 Euro könnten unbürokratisch als Überbrückungshilfe bei der Bezirksregierung beantragt werden.

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