Silvester (fast) ohne Raketen und Böller

Silvester (fast) ohne Raketen und Böller

Der Verband der pyrotechnischen Industrie nennt nennt den Bund-Länder-Beschluss einen „Todesstoß für die gesamte Feuerwerksbranche“.

Nun ist es offiziell: Silvester wird wieder leiser. Der Verkauf von Böllern und Feuerwerk zu Silvester 2021/2022 wird bundesweit verboten.

Das hatten Bund und Länder gestern beschlossen. Auch wer schon Raketen und Böller hat, soll an bestimmten belebten Plätzen darauf verzichten müssen. Vom Raketen-Zünden wird generell abgeraten, um Belastungen der Kliniken durch Verletzte zu vermeiden. Die Reaktionen auf das Verbot sind gemischt: Während unter anderem Tier- und Umweltschützer sich über die Abwesenheit der lauten Böller freuen, fällt damit für andere eine beliebte Silvestertradition erneut ins Wasser.

Für den Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) ist die Auslastung der Krankenhäuser kein Argument für das Verkaufsverbot: Nicht legales Silvesterfeuerwerk sei in anderen Jahren schuld an mehr Patienten in den Notaufnahmen, sondern zu viel Alkohol und illegale Feuerwerksprodukte. Die Böller-Hersteller warnen gar vor einem „Todesstoß für die gesamte Feuerwerksbranche in Deutschland“.

Auch bei anderen Feuerwerkfans ist der Frust groß: „Ich warte 364 Tage oder eben 730 Tage... und dann sowas. Das tut mir richtig weh“, schreibt etwa eine Instagram-Nutzerin. „Ich verstehe nicht, wie so eine alte Tradition verboten wird. Der eine Tag ändert auch nichts an den anderen 364 Tagen, wo die Umwelt belastet wird“, schreibt ein anderer.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warb dagegen schon im November für ein Böller-Verbot, zusammen mit der Gewerkschaft der Polizei (GdP), einigen Ärzten und Tierschützern. Schließlich gebe es viele Verletzte durch Böller und Raketen, Tiere würden durch den Lärm gestresst, die Umwelt verschmutzt und die Feinstaubbelastung durch das Schwarzpulver sei hoch. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch lobte nun den Beschluss, aber forderte auch, das Abbrennen von Feuerwerk flächendeckend zu verbieten, auch in künftigen Jahren.

Dem Beschluss vom Donnerstag zufolge müssen Kommunen bestimmen, an welchen besonders beliebten Orten kein Feuerwerk gezündet werden darf, ein pauschales Verbot aber gibt es auch in diesem Jahr nicht. Es soll aber Versammlungsverbote geben.

Die hält Aerosolforscher Gerhard Scheuch für kontraproduktiv: „Weil diese Versammlungen dann natürlich in Innenräumen stattfinden werden und wir wissen, dass die Ansteckungsgefahr in Innenräumen um ein Vielfaches höher ist als draußen.“ Die Daten zeigten dies eindeutig. „Wir müssen uns mehr um die Lufthygiene in den Innenräumen kümmern, wir müssen aufpassen, dass wir uns drinnen nicht anstecken, wir müssen die Menschen sensibilisieren, dass sie in Innenräumen vorsichtiger sind - dass sie sich mit weniger Leuten treffen, die Treffen kürzer gestalten, mehr die Fenster aufmachen und lüften und eben eigentlich auch mehr ins Freie gehen.“