Beruf und Bildung

So arbeitet ein Meteorologe

Dienstag, 24. August 2021 - 04:51 Uhr

von Protokoll: Sabine Meuter, dpa

Der Diplom-Meteorologe Jan Keller verbringt als Klimaforscher viel Zeit vor dem Bildschirm. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa-tmn

Offenbach (dpa/tmn) - Passt das Wetter fürs Grillfest? Wie stark wird es in der Region regnen? Meteorologen sorgen dafür, dass wir Antworten auf diese Fragen haben. Was den Beruf ausmacht, erzählt Jan Keller im Protokoll. Na, wie wird denn das Wetter?, Wie sieht's denn nun aus mit dem Klimawandel? Aus seinem privaten Umfeld hört Jan Keller immer wieder die gleichen Fragen. Und die kommen nicht von ungefähr: Keller ist promovierter Meteorologe und arbeitet für den Deutschen Wetterdienst (DWD).

Täglich hat er in seinem Büro am Rechner die Erdatmosphäre fest im Blick. Er verfolgt, unter welchen Bedingungen Luftdruckgebiete entstehen und welche Wechselwirkungen sie mit Weltraum, Sonne oder Ozean entwickeln. Im Job-Protokoll erzählt der Diplom-Meteorologe von seinem Karriereweg, wie sein Berufsalltag im Detail aussieht und was ihn am Wetter fasziniert.

Wie ich zu meinem Beruf gekommen bin:

Schon als Kind haben mich die Natur und das Wetter in ihren Bann gezogen. Ich fand es spannend, wie zum Beispiel ein Gewitter entsteht. Das Interesse an Wetterphänomenen hat mich nicht mehr losgelassen.

Als Gymnasiast habe ich ein Praktikum am Meteorologischen Institut für Geophysik und Meteorologie der Universität zu Köln gemacht. Die Erfahrungen haben mich in meinem Wunsch bestärkt, Meteorologe zu werden.

Später habe ich in Köln Meteorologie studiert, also die Lehre vom Wetter und vom Klima. Das Studium habe mit dem Diplom abgeschlossen. Im Anschluss habe ich ein Promotionsstudium am Meteorologischen Institut der Universität Bonn aufgenommen.

Man muss nicht unbedingt Meteorologie studieren, um Wetterexperte zu werden. Es gibt viele Quereinsteiger aus Studienfächern wie etwa Mathematik oder Physik, die aufgrund ihres Fachwissens schnell in die Materie von Meteorologen hineinkommen.

Wie es weiterging:

Nach der Promotion habe ich zunächst für ein Jahr zum Deutschen Wetterdienst gewechselt, dann wieder zurück an die Universität Bonn. Seit 2012 bin ich nun beim Deutschen Wetterdienst als Leiter einer Forschungsgruppe im Hans-Ertel-Zentrum tätig, die sich mit dem Thema „Klimaüberwachung und -diagnose“ befasst.

Ich entwickle probabilistische Methoden im Bereich der numerischen Wettervorhersage. Vereinfacht ausgedrückt: Bei einer probabilistischen Methode, auch Ensemble-Methode genannt, gibt es mehrere Modellrechnungen, ausgehend von mehreren leicht unterschiedlichen Anfangszuständen.

So lassen sich verschiedene mögliche Wetterentwicklungen aufzeigen. Sogenannte Ensemble-Vorhersagen machen es möglich, Wahrscheinlichkeiten etwa für Starkregen oder Orkanböen auch frühzeitig zu erfassen. Statt numerische Wettervorhersage kann man auch mathematisch-physikalische Wettervorhersage sagen.

So sieht mein Arbeitsalltag aus:

Ich habe keinen 08/15-Job, meine Tätigkeit ist jeden Tag aufs Neue faszinierend. Zu Wochenbeginn denke ich nicht „Ach, ist schon wieder Montag, geht es schon wieder los mit der Arbeit“. Ich freue mich auf meinen Beruf. Man hat viel Verantwortung, schließlich gehen Wetter und Klima jeden und jede an. Es ist aber auch interessant zu beobachten, was sich alles in der Erdatmosphäre tut.

Die meisten meiner Kollegen und ich verbringen viel Zeit vor dem Computerbildschirm. Die Tätigkeit ist dabei aber sehr facettenreich, man ist nicht an eine Aufgabe gebunden.

Wetterforscher analysieren die Atmosphäre und werten die gesammelten Daten aus. Sie entwickeln und betreuen Modelle für die Wettervorhersage, beobachten die Wetterlage und erstellen Warnungen oder forschen zu Themen wie Verbesserung der Luftqualität, innovative Messtechniken oder globaler Klimawandel. Auch Gutachten und fachliche Stellungnahmen fallen an.

Die schönsten Seiten des Berufs:

Es gibt einen breiten Austausch auch auf internationaler Ebene, etwa bei Tagungen oder Konferenzen. Insofern ist man mit seiner Tätigkeit ein Teil des großen Ganzen, das ist ein tolles Gefühl.

Außerdem bietet der Meteorologen-Beruf vielfältige Einsatzmöglichkeiten: Neben Forschung und Lehre kann man als Experte bei Umweltschutz- oder Wasser- und Schifffahrtsämtern arbeiten oder bei Rundfunk- und Fernsehanstalten. Und im privaten Umfeld bekomme ich viel Zuspruch, weil die Wettervorhersagen immer präziser werden.

Die weniger schönen Seiten:

Ein Nachteil des Berufs: In meinem Metier gibt es viele befristete Stellen. Man muss also sehr flexibel sein. Damit geht eine gewisse Unsicherheit darüber einher, wo man auf kurz oder lang arbeiten wird.

Was Wetterforscher verdienen:

Wie hoch der Verdienst für Wetterexpertinnen oder Meteorologen ausfällt, hängt unter anderem von der Berufserfahrung, von der Position und nicht zuletzt vom Arbeitgeber ab.

Beim Deutschen Wetterdienst richtet sich die Bezahlung der Angestellten nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Laut Bundesagentur für Arbeit ist bei einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst eine monatliche Grundvergütung zwischen 3782 Euro bis 5798 Euro möglich.

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