Beruf und Bildung

Was Unternehmen in Bewerbungsaufgaben erwarten

Montag, 1. März 2021 - 05:01 Uhr

von Von Victoria Vosseberg, dpa

Auf den Punkt gebracht: Mit praktischen Bewerbungsaufgaben wollen Arbeitgeber auch das Zeitmanagement der Bewerberinnen und Bewerber prüfen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn

Unterhaching/Mannheim (dpa/tmn) - Lebenslauf und Zeugnisse reichen bei einer Bewerbung oft nicht mehr aus. Mit Testaufgaben wollen Firmen sich einen Eindruck von Bewerberinnen und Bewerbern verschaffen. Wie kann man glänzen? Ein Entwurf für ein Logo oder ein Konzept für den Social Media-Auftritt eines Unternehmens: In manchen Branchen stellen Unternehmen den Bewerberinnen und Bewerben im Laufe des Verfahrens gerne ganz konkrete Aufgaben, und entscheiden anhand der Ergebnisse, wer den Job bekommen soll. Mit diesem Wissen können Kandidaten und Kandidatinnen sicher punkten:

Was sind typische Aufgabenstellungen?

Bewerbungsprozesse sind heute oft mehrstufige Verfahren. Nicht alle Unternehmen kündigen eine Bewerbungsaufgabe als Teil des Auswahlprozesse bereits in der Ausschreibung an, sondern erfährt erst mit der Einladung oder in einem Vorgespräch davon.

„Manchmal ist dort die Rede von einem Bewerber-Tag, Matching Day oder Assessment Center, wohinter sich dann eine Reihe von Übungen und Gesprächen verbergen“, erklärt der Management-Trainer Johannes Stärk, der Menschen auf Assessment Center vorbereitet.

Typische Aufgaben sind die Erarbeitung von Konzepten oder Untersuchung von Fallstudien in einem stellenrelevanten Themenbereich, die der Bewerber dann in einer Präsentation vorstellt. Aber auch die Simulation eines Verkaufs- oder Mitarbeitergesprächs kann gefordert sein.

„Manchmal prüfen Firmen auch ganz konkrete Fähigkeiten ab, Übersetzer müssen etwa einen Beispieltext in einer vorgegebenen Zeitspanne bearbeiten oder Informatiker einen Quellcode analysieren“, sagt Katharina Hain von der Personaldienstleister Hays.

Wie bereite ich mich als Bewerber darauf vor?

Am besten versetzt man sich zur Vorbereitung in die Rolle des Arbeitgebers: Was würde ich von jemandem wissen wollen, der sich auf diese Stelle bewirbt und wie würde ich seine Kompetenzen prüfen? Das kann helfen, zu verstehen, worum es bei der Aufgabe wirklich geht.

Ansonsten gilt es, die Aufgabenstellung ganz genau zu lesen. „Oft neigen wir dazu, zu glauben, möglichst viel Information zu liefern, lasse uns besonders kompetent wirken, doch eigentlich geht es darum, zu selektieren, was wirklich relevant ist und das Wesentliche herauszuarbeiten“, erklärt Katharina Hain.

Ist die Aufgabenstellung unklar, kann man ruhig beim Unternehmen nachhaken. Auch die Erfahrungsberichte in Onlineportalen sind oft aufschlussreich.

Was muss man bei der Bearbeitung der Aufgabe beachten?

Besonders wichtig sei, das gegebene Zeitlimit zu beachten, so Recruiting-Expertin Katharina Hain. Denn neben inhaltlicher Kompetenz prüfen Firmen auch die Fähigkeit zum Zeit-Management ab.

Ebenso wichtig ist die ansprechende Präsentation der Ergebnisse. Hier sollten Bewerber vorab klären, welche Möglichkeiten ihnen zur Verfügung stehen und auch flexibel bleiben, empfiehlt Johannes Stärk. Manchmal ist eine einfache Gliederung auf einem Flipchart ausreichend, manchmal ist eine Powerpoint-Präsentation gefragt.

Bei Online-Bewerbungsverfahren kann es sinnvoll sein, die Präsentation vorab zuzuschicken.

Was prüfen Firmen mit solchen Bewerbungsaufgaben eigentlich?

Es geht bei Bewerbungsaufgaben weniger um die reine Fachkompetenz, denn diese wird im Idealfall aus Lebenslauf und Zeugnissen ersichtlich.

Entscheidend sind vor allem Soft Skills: Also Teamfähigkeit, Führungskompetenz oder die analytische oder kreative Denkweise der Bewerberinnen und Bewerber. „Es gibt bei diesen Aufgaben nicht unbedingt eine einzige richtige Antwort, denn mehr als das Ergebnis interessiert sich ein Arbeitgeber dafür, welchen Lösungsweg der Bewerber gefunden hat“, sagt Johannes Stärk.

Für die Unternehmen wird so zudem eine größere Vergleichbarkeit zwischen Bewerbern hergestellt, die oft sehr unterschiedliche Hintergründe haben, sagt Katharina Hain. Auf der anderer Seite habe auch ein Bewerber so die Möglichkeit, zu sehen, ob die Anforderungen der Stelle wirklich seinen Erwartungen entsprechen.

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