Kreis Steinfurt
Wie man sorgenfrei(er) älter wird
Tipps rund um Pflege, Umbau und Beschäftigung
Foto: Sven Rapreger
Diskutierten im Video-Talkformat „MV|EV einblicke“ (v.l.): Josef Teupe, Vorsitzender Seniorenbeirat „Ü60“, Christian Busch, Redaktionsleiter Emsdettener Volkszeitung, und Oliver Altenhövel, Geschäftsführer Volksbank Immobilien Münsterland.
Sorgenfrei älter werden. Damit diese Sehnsucht Realität wird, sollte man sich hierauf – und besonders auch auf den Renteneintritt – vorbereiten. Tipps, worüber man sich nicht erst im Rentenalter Gedanken machen sollte, tauschten Oliver Altenhövel, Geschäftsführer der Volksbank Immobilien Münsterland, und Josef Teupe, Vorsitzender des Seniorenbeirats „Ü60“ der Stadt Emsdetten, im Video-Talkformat „MV EV Einblicke“ im Gespräch mit dem Redaktionsleiter der Emsdettener Volkszeitung, Christian Busch, aus.
Lange Wartelisten für Seniorenheime
Das Themenfeld war breit. Und es gibt einiges zu tun, darin waren sich die Gesprächspartner einig. Nicht nur für die baldige Seniorin oder den künftigen Rentner, sondern auch für die Politik mit Blick auf steigende Nachfrage nach Pflegeplätzen. Martin Kolbe, langjähriger Vorstand der Stiftung St. Josef, die mehrere Seniorenheime unterhält, sprach von „130 Menschen, die auf unseren Wartelisten stehen“, von denen 80 mit einem Dringlichkeitsstatus versehen seien. Und der demografische Wandel zeige, dass die Situation in den Heimen sich noch weiter verschärfen werde.
Video
„Die Kommunen müssen sich in jedem Fall dieses Themas annehmen“, sagte Teupe. In welcher Form müsse sich noch zeigen. Kommunale Trägerschaften für Seniorenheime also, wie Moderator Busch fragte? „Das ist genau so wichtig wie Kindergärten oder auch Schulen“, meint Immobilienexperte Altenhövel. So könne sich die Kommune durch entsprechende Bereitstellung von Grundstücken mit einbringen. Doch es bleibt die Frage der Finanzierung: 2.900 Euro, so Busch, würden monatlich durchschnittlich pro Heimplatz in NRW hinzugezahlt. Und generell wünschten sich auch viele Seniorinnen und Senioren, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Für den Immobilienexperten Altenhövel nicht die ideale Lösung: Am besten wechsele man in eine adäquate Einrichtung, „die genau auf diese Bedürfnisse zugeschnitten ist.“ Dadurch werde oft wieder ein Haus frei, in das eine Familie einziehen könne, betrachtet er das knappe Gut Wohnraum ganzheitlich.
Wer im Eigenheim bleiben möchte, dem rät Altenhövel dazu, ein Bewegungsprofil zu erstellen: „Wie bewege ich mich im Haus? Wie viele Stufen gibt es, komme ich in der Küche noch an die Oberschränke heran? Wie sieht es mit der Gartengestaltung aus?“, nannte er Beispiele, mit denen man prüfen kann, welche potenziellen Barrieren im Haus schlummern.
Mobilität und Gesundheitsversorgung
Auch die Mobilitätsangebote beschäftigen den Emsdettener Seniorenbeirat Ü 60. Forderung: Die Busverbindung zum Krankenhaus in Borghorst müsse ausgebaut werden. Schließlich verfügt die Wannenmacherstadt über kein eigenes Krankenhaus mehr. Nicht nur deshalb bereitet die ärztliche Versorgung dem „Ü 60“ Sorgen: Denn aufgrund des Alters werden hier einige Ärzte in Ruhestand gehen, was Lücken hinterlässt. „Hier muss man schauen, dass man gemeinsam mit der Kommune Abhilfe schafft“, sagte Teupe. Hier müssten frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, appellierte er in Richtung des Emsdettener Rathauses.
Noch zwei Themen, um sorgenfrei(er) älter zu werden, sind die Patientenverfügung und die Vorsorgevollmacht. „Die Patientenverfügung braucht jeder ab 18“, findet Altenhövel. Denn hierbei gehe es schließlich darum, wie in gesundheitlichen Fragen reagiert werden soll, wenn man selbst keine Entscheidung fällen kann. Und weil es so essenziell werden kann, sollte man dies auch mit dem Hausarzt besprechen. Auch die Vollmacht müsse gut durchdacht sein und dem Vollmachtnehmer müsse man gut vertrauen, da der alle finanziellen Entscheidungen fällen könne. Wenn diese dringenden Fragen geklärt sind, kann man sich auf den Ruhestand freuen – und sich frühzeitig den schönen Dingen zuwenden: „Man sollte sich noch im Berufsleben Gedanken machen, was man später machen möchte.“ Man müsse sehen, dass man sich einen Beschäftigungskreis aufbaut – beispielsweise einen Kegelclub oder sonstiges. „Es sollte keiner der Meinung sein: Jetzt bin ich Rentner, jetzt beschäftigt mich mal. Das funktioniert nicht, das ist dann auch zu spät.“
„Nicht alles bis in den Ruhestand aufschieben“, rät Altenhövel abschließend. Wer von einer bestimmten Reise träumt, sollte sich die auch schon vorher gönnen. So wie er vergangenes Jahr mit Frau und Wohnwagen durch Skandinavien reiste ...
- Informationen, Angebote und Hinweise für Seniorinnen und Senioren finden sich auf den Internet-Seiten des Beirats Ü60 und der Agenda Älterwerden: senioren-emsdetten.de; emsdetten.de/ehrenamt-freizeit-integration-sport/agenda-aelterwerden/
- Oliver Altenhövel betreibt als Geschäftsführer der Volksbank Immobilien Münsterland auch einen Podcast rund um das Thema Immobilie, auch der altengerechte Umbau oder die Frage nach Alternativen sind hier Thema: volksbank-immobilien.info/kategorie/podcast/