Stadtwerke

Busse und Müllwagen zukunftsfähig?

Machbarkeitsanalyse für vier Arten alternativer Antriebe

Freitag, 17. Dezember 2021 - 11:00 Uhr

von Newsdesk

Foto: SWR

Nico Gerweler vor einem der Müllfahrzeuge der TBR, deren Zukunftsfähigkeit er untersucht: Strom, Wasserstoff, Biogas oder synthetischer Kraftstoff - das ist die Frage.

Die Umstellung auf alternative Antriebe ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern ein Projekt, das in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Thema ist. Nicht nur Verbraucherinnen und Verbraucher schaffen sich vermehrt E-Autos an, auch auf Unternehmen und Kommunen kommt die Aufgabe zu, ihre Fuhrparks, soweit möglich, auf klimaneutrale Energien umzustellen.

Die Stadtwerke Rheine betreiben bereits vier E-Pkw und drei E-Caddys und wollen die Umstellung nach den Vorgaben der Klimapolitik weiter systematisch vorantreiben. „Wir überprüfen mit dieser Analyse, welche Antriebsarten ökonomisch und ökologisch für uns interessant sein können. Das betrifft nicht nur die Busse der Verkehrsgesellschaft der Stadt Rheine (VSR), sondern auch die Müllfahrzeuge und Lkw der Technischen Betriebe Rheine (TBR). Es handelt sich also um ein größeres Projekt,“ so Dennis Schenk, Geschäftsführer der VSR. „Dafür haben wir uns mit einem jungen Fachmann zusammengetan.“ Der Fachmann heißt Nico Gerweler und ist Student der Energietechnik und Ressourcenoptimierung an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Im Rahmen seines Praxissemesters führt er für die VSR und TBR eine Machbarkeitsanalyse durch. Er untersucht den Fuhrpark im Hinblick auf die Einsatzmöglichkeiten von vier alternativen Antriebstechnologien: Batterien, Brennstoffzellen (Wasserstoff), Biogas und synthetische Kraftstoffe.

Nico Gerweler sagt: „Die Politik macht klare Vorgaben: Bis 2030 müssen 15 Prozent der Lkw und sogar 65 Prozent der Busse auf alternative Energien umgestellt werden. Da lohnt es sich zu schauen, welche Antriebstechnologie für welchen Zweck geeignet ist. Wie weit fahren beispielsweise die Busse auf einer bestimmten Strecke am Tag und lässt sich diese Reichweite mit Batterien abdecken? Wo gibt es Ladestationen, oder wo können sie eingerichtet werden? Wo ist so eine Station dann auch sinnvoll?“ – Fragen wie diese und viele mehr gilt es zu klären, bevor auch nur ein neuer Bus bestellt wird. Für Gerweler, der vor seinem Studium eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker absolvierte, also die Motorentechnik auch in der Praxis gut kennt, gibt es keinen klaren Favoriten unter den Antriebsarten. „Möglich ist daher auch eine Kombination von mehreren Antriebsarten für die VSR und TBR. Dabei beachte ich neben der Technologie und der Infrastruktur auch die Kosten: Ein Lkw, der mit Brennstoffzellen fährt, kostet in der Anschaffung beispielsweise das Dreifache eines herkömmlichen Dieselfahrzeugs.“ In die Machbarkeitsanalyse werden also auch der Markt für Lkw, Busse und Müllfahrzeuge mit einbezogen sowie staatliche Förderungen für klimafreundliche Antriebe.

Ein weiteres Ziel der VSR und TBR auf dem Weg zu mehr Klimaneutralität ist es, geschlossene Energiekreisläufe zu bilden, also einen Teil der benötigten Energie selbst zu produzieren. Dr. Jochen Vennekötter, Betriebsleiter der TBR, sieht da bereits gute Ansätze in der kommunalen Wirtschaft: „Mit dem Klärgas aus dem Klärwerk speisen wir schon seit einiger Zeit ein Blockheizkraftwerk. Im Bioenergiepark in Saerbeck wird ebenfalls Biogas aus Biomüll gewonnen. In Zukunft wäre es auch denkbar, Fahrzeuge CO2-neutral mit diesen Biogasen zu betanken.“ Aber wäre die Eigenproduktion von Biogas wirtschaftlich auch sinnvoll? Aufbauend auf der Fülle der gesammelten Daten beantwortet Nico Gerweler auch diese Frage. Am Ende seiner Arbeit soll ein mögliches Szenario für die Zukunft des VSR- und TBR-Fuhrparks stehen.

Dennis Schenk sagt über das Projekt: „Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit der Hochschule Hamm-Lippstadt, da eine solche Machbarkeitsanalyse sehr praxisnahe Ergebnisse liefert. Diese können uns als zukünftige Entscheidungsgrundlage dienen.“

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