Smart Grid für Umstellung auf Elektromobilität

Smart Grid für Umstellung auf Elektromobilität

Heiner Schütte-Bruns, Elektro-Ingenieur in der Stromversorgung der Stadtwerke Rheine.

Früher floss einfach Strom durch unsere Netze. Heute tauschen wir über das Netz auch Informationen aus und unsere technischen Anlagen können sogar mit uns und miteinander kommunizieren. „Smart Grid“ nennt man dies daher heute: intelligentes Stromnetz.

Wie solche Netze funktionieren, warum wir sie brauchen und was sie uns in Zukunft bringen können, das erklärt im Interview Heiner Schütte-Bruns, Elektro-Ingenieur in der Stromversorgung der Stadtwerke Rheine.

Kommunikation mit dem Stromnetz – wie haben wir uns das vorzustellen?

In unsere Netze sind Informations- und Kommunikationsplattformen integriert, anhand derer wir Informationen auslesen können wie z. B. Lastflüsse, Energieflussrichtungen oder Fehlermeldungen. Hier könnten wir auch steuernd eingreifen, das ist bisher aber noch nicht nötig: Wir haben noch Netzkapazitäten frei.

Und das könnte sich ändern?

Wenn wir immer mehr dezentrale Erzeugungsanlagen wie Photovoltaikanlagen auf Hausdächern und leistungsstarke Verbraucher wie E-Auto-Ladestationen anschließen, könnte eine Steuerung zum Schutz der Netze notwendig werden, z. B. wenn viele Nutzer in einer Siedlung ihr E-Auto gleichzeitig laden. Über die intelligente Technik in der Ortsnetzstation der Siedlung können dann Maßnahmen gegen eine drohende Netzüberlastung ergriffen werden.

Wie sähe das aus?

Beispielsweise könnten wir die Ladeleistung der Autos drosseln oder einzelne Autos abwechselnd eine Stunde vom Netz nehmen. Dadurch vermeiden wir Netzüberlastungen, die Netze müssen nicht ausgebaut werden, wir können gleichzeitig mehr Nutzer zulassen und sicherstellen, dass morgens trotzdem jeder von ihnen ein vollständig geladenes E-Auto in der Garage hat.

Aber das ist Zukunftsmusik?

Die Integration unserer Kunden ist der zweite Schritt, momentan sammeln wir vor allem Infos aus den Netzen. Noch können unsere Umspannwerke die Netzspannung vollautomatisch regeln. Außerdem brauchen wir die Erlaubnis der Nutzer, damit wir z. B. ihren E-Auto-Anschluss steuern dürfen. Für solche Kunden wird es zukünftig günstigere E-Mobilitätskonditionen geben. Schon heute aber können wir unabhängig vom Einzelkunden Netzgebiete steuern, indem wir Energieflüsse lenken oder die Spannung regeln.

Kriege ich demnächst auch günstigeren Strom, wenn ich Sie meine Waschmaschine steuern lasse?

(Schütte-Bruns lacht:) Nein, Haushaltsgeräte werden wir nicht steuern. Das können Sie demnächst evtl. selbst, wenn alle Smart Meter verbaut sind und Ihr zukünftiger Tarif Ihnen nachts günstigeren Strom bietet als tagsüber. Dann waschen Sie demnächst eben nachts. Für uns sind in diesem Zusammenhang höchstens Industriekunden relevant.