Berliner Geister-Derby: Labbadia freut sich über klaren Sieg

Berliner Geister-Derby: Labbadia freut sich über klaren Sieg

In zwei Spielen nach der Coronavirus-Pause hat Labbadia ein intelligent agierendes Bundesliga-Team geformt. Foto: Stuart Franklin/Getty Images Europe/Pool/dpa

Berlin (dpa) - Das war ein starkes sportliches Statement von Hertha BSC. Der klare Sieg im Berliner Derby verleitet Trainer Bruno Labbadia aber nicht zu Sorglosigkeit. Der Abstiegskampf ist noch nicht vorbei, meint der neue Erfolgscoach. Bei Union folgt ein kollektives Fehlerstudium.

Die Haare waren vom Berliner Abendregen noch gewellt, das Gesicht von der Aufregung leicht gerötet, da wurde Bruno Labbadia vom glücklichen Derby-Sieger zum Mahner im Abstiegskampf.

„Wir haben noch nicht genug Punkte, keine Frage. Wir sind uns unserer Situation sehr bewusst. Wir haben die Situation extrem verbessert damit, sechs Punkte sind ein Topstart, aber dafür bin ich zu lange dabei, und ich weiß einfach, dass man immer Respekt haben muss im Abstiegskampf, und deshalb bin ich sehr froh, dass wir das erstmal hinbekommen haben“, sagte der Hertha-Trainer nach dem beeindruckenden 4:0-Sieg im Berliner Geister-Derby gegen den entzauberten Lokalrivalen Union.

In zwei Spielen nach der Coronavirus-Pause hat Labbadia aus einem Team aus vermeintlich schwer belehrbaren Individual-Kickern mit Skandal-Potenzial ein intelligent agierendes Bundesliga-Team geformt. Der Hertha-Coach zeigte sich nach dem für ihn perfekt verlaufenen Derby-Abend überrascht über die steile Lernkurve. „Es war nicht zu erwarten, dass wir schon so weit sind, dass wir die Geduld aufzeigen und so überzeugend den Ballbesitz-Fußball zeigen. Das war super“, sagte Labbadia. Die trübe November-Stimmung nach dem 0:1 im Hinspiel-Derby erscheint wie aus einer vergangenen Zeit.

Wie weggeblasen sind bei der Hertha die Turbulenzen der Klinsmann-Ära und der Video-Affäre um den Corona-Clip von Salomon Kalou. Die Hertha macht wieder Laune. „Mit dem Fußball, den wir heute gespielt haben, haben wir die Leute für uns gewonnen“, meinte Labbadia. „Die Art und Weise wie wir die Tore gemacht haben, das hat echt Spaß gemacht.“

Zum Spaßgaranten wurde wie beim 3:0 bei 1899 Hoffenheim auch gegen Union Routinier Vedad Ibisevic - einem Gewinner der noch jungen Labbadia-Zeit in Berlin. „Er hat mir eine faire Chance gegeben, die habe ich genutzt. Wir haben eine gute Mannschaft mit vielen Qualitäten“, sagte der Bosnier. Sein Führungstor gab Union einen moralischen Punch, an den folgenden Treffern von Dodi Lukebakio und Matheus Cunha war er auch beteiligt. Als Dedryck Boyata den Endstand markierte, genoss Ibisevic schon den Feierabend auf der Bank.

Labbadias Abstiegs-Mahnungen sind bei mathematischem Licht betrachtet übertrieben. Der doppelte Dreier hat Luft nach unten verschafft. Zum Auftakt des 27. Spieltages ist der Vorsprung auf den Relegationsrang 16 mehr als dreimal so groß wie der Rückstand auf einen möglichen Europacup-Startplatz. Labbadia aber blieb bei seiner Rhetorik: „Ich bin froh, dass wir die sechs Punkte eingefahren haben, die waren einfach wichtig im Abstiegskampf, so aus dieser Situation herauszukommen, das macht natürlich auch Freude.“

Von jeder Freude war Labbadias Union-Kollege weit entfernt. Urs Fischer musste sich spürbar sammeln, um das kollektive Versagen seiner Mannschaft begreifen zu können. Ein intensives Videostudium kündigte er an, um den Eisernen die Fehler aufzeigen zu können. „Wir werden uns zusammensetzen, um gerade zu besprechen, was in der zweiten Halbzeit passiert ist“, sagte der Schweizer.

Null Punkte und null Tore in zwei Spielen nach der Corona-Zwangspause lassen die Sorgen des Aufsteigers wachsen. Fast trotzig wies Fischer auf erreichte 30 Punkte hin: „Ich meine, unser Ziel können wir immer noch erreichen. Es gilt, alles dran zu setzen, dafür zu arbeiten.“