Bundesliga

Funkel gegen Kohfeldt: Duell der Trainer-Generationen

Freitag, 17. Januar 2020 - 13:37 Uhr

von Von Tobias Brinkmann, dpa

Florian Kohfeldt (r) trifft mit Werder im Abstiegskampfduell auf Fortuna Düsseldorf mit Trainer-Urgestein Friedhelm Funkel. Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Düsseldorf (dpa) - Zwischen den Trainern Friedhelm Funkel und Florian Kohfeldt liegen knapp 30 Jahre Altersunterschied. Der Düsseldorfer verfügt über deutlich mehr Erfahrung im Abstiegskampf, findet über seinen Bremer Kollegen aber nur gute Worte. Der hat derzeit ganz andere Probleme.

Trainer-Oldie Friedhelm Funkel hat im Bundesliga-Abstiegskampf schon so gut wie alles erlebt. Als Coach von Bayer Uerdingen wurde er 1993 aufgrund einer Verletztenmisere als Einwechselspieler auf dem Spielberichtsbogen gelistet.

2001 bekam der Trainer von Hansa Rostock nach einer Entgleisung für eine Partie ein Innenraum-Verbot. An eine Vorbereitung auf ein Bundesliga-Spiel aus dem eigenen Wohnzimmer heraus dürfte sich aber selbst der Coach von Fortuna Düsseldorf nicht erinnern. Das ist wahrscheinlich die einzige Erfahrung, die der fast 30 Jahre jüngere Florian Kohfeldt von Werder Bremen dem 66 Jahre alten Trainer-Urgestein voraus hat.

Denn nicht nur die Situation als Tabellenvorletzter ist für den Werder-Coach aktuell sehr schmerzhaft. Eine privat zugezogene Fußverletzung setzte den 37-Jährigen vor dem so wichtigen Keller-Duell der Fußball-Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) vorübergehend außer Gefecht. Das Training beobachtete er per Video. Eine Sitzung mit seinem Trainerteam, Chefanalyst Mario Baric und Sportchef Frank Baumann wurde kurzerhand aus dem Weserstadion ins Kohfeldtsche Wohnzimmer verlegt. „Kein Problem“, sagte Geschäftsführer Baumann, der Kohfeldt auch bei der Pressekonferenz zu diesem Abstiegskampf-Krimi vertrat.

Es ist vielleicht der vorläufige Tiefpunkt in dieser Saison für den „Trainer des Jahres 2018“. Der mit dem Ziel Europa League gestartete Verein stürzte nach der schlechtesten Bundesliga-Hinrunde der Clubgeschichte auf Rang 17 ab. Dennoch gibt es über Kohfeldt in Bremen „keine Diskussion“ (Baumann).

Der Fortuna-Coach lobt die Arbeit seines Kollegen in den höchsten Tönen. „Er versteckt sich nicht, das gefällt mir einfach. Er geht auch in schlechten Zeiten immer voran - und da, genau da entscheidet sich, wo der Weg eines jungen Trainers hingeht“, sagte der 66-Jährige dem „Weser-Kurier“. „Er sucht keine Alibis und stellt sich den Problemen. Deshalb sage ich: Kohfeldt wird eine gute Zukunft in der Bundesliga haben“, betonte der Fortuna-Trainer.

Warme Worte, die Kohfeldt in der schwersten Zeit seit seiner Amtsübernahme im Herbst 2017 gerne hören wird. Denn wer soll es besser wissen als der Trainer des Bremer Gegners zum Rückrunden-Start am Samstag? Kaum ein Coach verfügt über solch eine Erfahrung im Abstiegskampf wie der früher schon beim MSV Duisburg, 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt oder Hertha BSC tätige Funkel. Fortunas Sportvorstand Lutz Pfannenstiel sprach bei „deichstube.de“ von „Routine fast schon im zweistelligen Bereich“, über die er im Kampf um den Klassenerhalt verfüge. Genau wie Kohfeldt steht auch der Fortuna-Trainer trotz Platz 16 nicht in der Kritik. Im Gegenteil: Kurz vor Weihnachten wurde sein Vertrag bis 2021 verlängert.

Neben seiner Erfahrung im Abstiegskampf wird Funkel am Samstag aber noch einen weiteren Vorteil besitzen. Der sonst über 90 Minuten in der Coaching-Zone sehr lebhafte Kohfeldt muss wegen seiner Verletzung größtenteils auf der Bremer Bank sitzen. Und das „mehr, als man es gewohnt ist“, sagte Sportchef Baumann schmunzelnd. In Bremen ist derzeit nicht nur der Abstiegskampf äußerst schmerzvoll.

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