Bundesliga

Jung und wild: VfB-Bundesliga-Comeback wird zur Lehrstunde

Sonntag, 20. September 2020 - 12:35 Uhr

von Von Christoph Lother, dpa

Enttäuscht: Die VfB-Profis nach der Heimpleite gegen den SC Freiburg. Foto: Tom Weller/dpa

Stuttgart (dpa) - Der erste Bundesliga-Auftritt des VfB Stuttgart seit mehr als einem Jahr endet unglücklich. Die junge Mannschaft spielt erst naiv, dann aufopferungsvoll. Trainer Pellegrino Matarazzo zieht seine Lehren. Die lobenden Worte von Christian Streich bekamen die enttäuschten Profis des VfB Stuttgart gar nicht mehr mit.

„Der VfB wird einigen Gegnern noch richtig Probleme bereiten. Davon bin ich überzeugt“, prophezeite der Trainer des SC Freiburg während der Pressekonferenz nach dem intensiven, und am Ende unglücklichen 2:3 (0:2) des VfB gegen den badischen Rivalen. Statt Punkten blieb auch Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo nur das „Kompliment“ des Kollegen - das allerdings war hochverdient.

Der VfB sah nach dem 0:3-Rückstand im Baden-Württemberg-Duell am ersten Spieltag der Fußball-Bundesliga schon wie der sichere Verlierer aus. Doch der schwäbische Aufsteiger bekam die zweite Luft und verpasste in einer dramatischen Schlussphase nur knapp noch ein Remis. „Wir haben Lehrgeld gezahlt hat“, sagte Kapitän Gonzalo Castro. Die 7123 Zuschauer (erlaubt waren 8000) sahen allerdings auch, dass lange das einstige Club-Motto „Jung und wild“ nicht mehr so gut zu einer Stuttgarter Mannschaft gepasst hat wie an diesem spätsommerlichen Nachmittag. In der Schlussphase habe sein Team gezeigt, „was wir können“, wie Coach Matarazzo betonte.

Nicht nur der 42-Jährige erlebte eine dramatische Premiere als Cheftrainer in der Bundesliga, auch vier der Spieler aus seiner im Schnitt gerade mal 24,5 Jahre alten Startelf debütierten im Oberhaus. Und drohten zwischenzeitlich von abgezockten und effizienten Freiburgern abgeschossen zu werden. Nils Petersen (8. Minute) per Kopf, Roland Sallai (26.) per Abstauber und Vincenzo Grifo (47.) nach einer herrlichen Kombination trafen für die Gäste. Die Standards, die den ersten beiden Gegentoren vorausgingen, habe sein Team „naiv verteidigt“, monierte Matarazzo. Auch das dritte „war zu billig“. Insgesamt sah er aber „ein gutes Spiel“ des VfB.

Der durchaus Chancen hatte. Auch schon vor dem 0:3. Sie - ähnlich wie in der Aufstiegssaison - aber zu leichtfertig verschleuderte. „Die Spiele werden im Sechzehner gewonnen“, sagte Matarazzo. Und genau da agierten seine jungen Schützlinge sowohl vorne als auch hinten lange zu wild. So reichte es trotz großer Moral nur noch zu den Anschlusstreffern von Sasa Kalajdzic (71.) und Silas Wamangituka (81.). Dass der VfB bei einem Handspiel von SC-Verteidiger Philipp Lienhart (75.) keinen Elfmeter bekam, wollte Sportdirektor Sven Mislintat nicht zu hoch hängen. Er wünsche sich für die weitere Saison aber „eine einheitliche Linie“ bei derlei Situationen. „Wenn es zum Glücksspiel avanciert, habe ich ein Problem damit“.

Kein Problem hatte Mislintat mit den Pfiffen, die nach dem 0:3 von den Rängen hallten. Während Verteidiger Marc Oliver Kempf sich in dieser Phase gewünscht hätte, dass die Fans „uns lieber mehr nach vorne pushen“, verwies der Sportchef auf den Applaus nach Abpfiff: „Da habe ich nur Anerkennung gesehen für das, was wir versucht haben.“ Auch, wenn es letztlich unbelohnt blieb. Eine Lehrstunde für die kommenden Aufgaben des Bundesliga-Rückkehrers, den Mislintat personell gut gerüstet sieht und - wenn überhaupt - wohl nur nach möglichen Abgängen nochmal verstärken will, war es alle mal.

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