Bundesliga

Keine Krönung im 13. Jahr für Heidenheims Coach Schmidt

Dienstag, 7. Juli 2020 - 15:02 Uhr

von Von Nils Bastek, dpa

Heidenheims Trainer Frank Schmidt verpasste mit seinem Team den Aufstieg in die Bundesliga. Foto: Tom Weller/dpa

Heidenheim (dpa) - Der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga wäre für den 1. FC Heidenheim eine Sensation gewesen. Nun bleibt dem kleinen Club von der schwäbischen Ostalb nur die Enttäuschung. Die beste Saison der Vereinsgeschichte dürfte nicht nur positive Folgen haben.

Die Schmerzen von Frank Schmidt drohten noch größer zu werden. Der Trainer des 1. FC Heidenheim wollte sich nach dem verpassten Aufstieg „richtig einen hinter die Binde kippen“.

Es könnte also sein, dass ein schwerer Kater die Enttäuschung über das bittere Ende einer außergewöhnlichen Geschichte verstärkte. Heidenheim in der Fußball-Bundesliga? Für den „ewigen“ Schmidt wäre es in seinem 13. Jahr als FCH-Coach die vorläufige Krönung gewesen. Nach dem 2:2 im Relegations-Rückspiel gegen Werder Bremen bleibt dem 46-Jährigen nur die Ernüchterung. Dabei war er nicht mal am schlimmsten dran.

„Wir haben uns mit dem Glauben vorbereitet, das Wunder schaffen zu können. Wenn es dann so beginnt, ist das extrem bitter“, sagte der Coach und meinte damit den frühen Rückstand nach drei Minuten. Sein Verteidiger Norman Theuerkauf hatte den Ball aus rund 15 Metern ebenso abenteuerlich wie unglücklich ins eigene Tor befördert und damit den Bremern den Weg zum Klassenverbleib geebnet. Nach dem Spiel vergoss der 33-Jährige auf dem Rasen Tränen. Ausgerechnet Theuerkauf, der in der Werder-Jugend ausgebildet worden war. Später schaffte er es dort nie über die zweite Mannschaft hinaus.

Auf tragische Art und Weise hatte Theuerkauf nun, Jahre später, maßgeblichen Einfluss auf das Schicksal seines Ex-Clubs. „Kein Vorwurf an Norman Theuerkauf. Sowas kann passieren. Er hat schon so viel für uns geleistet“, nahm Heidenheims Vorstandsboss Holger Sanwald den Defensivspezialisten im Anschluss in Schutz. Nach dem späten Ausgleich durch Tim Kleindienst (85.) hatte der FCH das Spiel zwar nochmal spannend gemacht. In der Nachspielzeit sorgte Ludwig Augustinsson (90.+4) dann aber für die Entscheidung. Das 2:2 durch ein Elfmeter-Tor von Kleindienst markierte den Schlusspunkt einer letztlich noch turbulenten Partie (90.+6).

Die Frage ist, was den Heidenheimern von der bislang besten Saison ihrer Vereinsgeschichte bleibt. Leistungsträger wie Niklas Dorsch oder Kleindienst dürften längst das Interesse von Erstligisten geweckt haben. Auch andere Stammspieler werden den Club möglicherweise verlassen. Sanwald und Schmidt wird noch weniger gefallen, dass mit dem Fast-Aufstieg nun die Erwartungen steigen könnten.

Ob der Club von der schwäbischen Ostalb eine solche Spielzeit wiederholen kann, ist nicht nur wegen der drohenden Abgänge fraglich. Den Anspruch auf den Aufstieg in die Bundesliga werden Schmidt oder Sanwald sowieso nicht formulieren. Stattdessen wartet nun der Aufbau einer neuen Mannschaft auf sie. Mal wieder. Diesmal dürften nur ein paar Menschen mehr zuschauen als zuletzt.

© dpa-infocom, dpa:200707-99-704870/2

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