VfB dreht Verfolger-Duell gegen HSV: „Es war sehr aufregend“

VfB dreht Verfolger-Duell gegen HSV: „Es war sehr aufregend“

Der Stuttgarter Wataru Endo (l) im Zweikampf mit HSV-Profi Bakery Jatta. Foto: Matthias Hangst/Getty Images Europe/Pool/dpa

Stuttgart (dpa) - Es sah gut aus für den Hamburger SV - bis zur Pause. Da führen die Norddeutschen noch beim Aufstiegsrivalen VfB Stuttgart mit 2:0. Doch dann drehen die Schwaben die Partie zum 3:2. Jetzt spricht im Rennen um Platz zwei alles für den VfB.

Dank eines famosen Comebacks geht der VfB Stuttgart mit der besseren Ausgangsposition als der Hamburger SV in den Saison-Endspurt der 2. Fußball-Bundesliga.

Mit dem 3:2 (0:2) gegen den Aufstiegsrivalen nach einem 0:2-Pausenrückstand betrieben die Schwaben Wiedergutmachung für den verkorksten Neustart nach der Corona-Unterbrechung. Gonzalo Castro sorgte in der Nachspielzeit für einen kollektiven Jubel und für Enttäuschung bei den Hanseaten nach deren starken ersten Halbzeit.

„Es war sehr, sehr schön. Es war sehr aufregend, weil es immer noch hätte gegen uns laufen können“, sagte der Ex-Nationalspieler im TV Sender Sky. Nach den ersten beiden Niederlagen in Wiesbaden und in Kiel und der katastrophalen ersten Halbzeit gegen den HSV sei es „sehr wichtig gewesen für den Kopf“. „Das ist ein extrem bitterer Abend“, gestand HSV-Trainer Dieter Hecking. „Das dritte Tor darf nicht passieren.“ Jetzt seien alle gefordert. „Wir müssen als Mannschaft die Antwort geben.“

In der Tabelle zogen die Stuttgarter damit am Aufstiegsrivalen vorbei zurück auf Platz zwei hinter Arminia Bielefeld. Mit zwei Punkten mehr verschaffte sich die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo den ersehnten Vorteil und hat es nun anders als der HSV an den letzten sechs Spieltagen selbst in der Hand, das Saisonziel zu erreichen

Wataru Endo mit seinem Treffer kurz nach der Pause (47. Minute) und Nicólas González per verwandeltem Foulelfmeter (60.) schafften nach der Pause für die Stuttgarter zunächst den Ausgleich und zeigten eine eindrucksvolle Reaktion. „Wir haben nichts mehr zu verlieren gehabt und haben alles gegeben“, sagte VfB-Coach Matarazzo. Joel Pohjanpalo (16.) und Aaron Hunt per verwandeltem Handelfmeter (45.+2) hatten die in Halbzeit eins überlegenden Gäste verdient in Führung gebracht.

Angetrieben von einem lautstarken und emotionalen Trainer Dieter Hecking spielten die Hanseaten in der ersten Halbzeit zunächst gegen einen harmlosen VfB so souverän, dass es bereits so aussah, als würden sie nach dem klaren 6:2 im Hinspiel auch das zweite Duell der Top-Favoriten für sich entscheiden. In der zweiten Halbzeit traten dann die Stuttgarter, die mit schwarzen Sondertrikots das Engagement zahlreicher Menschen in der Coronavirus-Pandemie würdigten, anders auf: Mit mehr Tempo und mehr Konsequenz stemmten sie sich gegen die drohende Niederlage.

Mit der überraschenden vorzeitigen Vertragsverlängerung für Matarazzo noch am Tag vor dem Topspiel hatten die VfB-Verantwortlichen die Spieler noch mehr in die Pflicht genommen. Doch bei den Gastgebern lief im ersten Geister-Heimspiel nach dem Neustart zunächst nicht viel zusammen. In der Abwehr agierten sie unglücklich: Einen Eckball von Aaron Hunt verlängerte González bei einem Klärungsversuch zu Pohjanpalo, dessen Kopfball für VfB-Keeper Gregor Kobel nicht zu halten war.

Vor dem 0:2 köpfte Timo Letschert Stuttgarts Ersatzkapitän Pascal Stenzel aus kurzer Distanz an die Hand. Schiedsrichter Christian Dingert ließ kurzzeitig weiterspielen, entschied dann aber auf Handelfmeter. Hunt traf in die Mitte, als Kobel sich auf die aus seiner Sicht linke Seite warf.

„Extrem viel Feuer“ hatte VfB-Coach Matarazzo angekündigt, doch das war erst in der zweiten Halbzeit zu sehen. Schon kurz nach dem Wiederanpfiff traf Endo nach einem Freistoß von Stenzel per Kopf. Der Standard war zunächst zu früh ausgeführt worden - und musste wiederholt werden. Dann gab Schiedsrichter Dingert erneut Elfmeter, diesmal für den VfB, als der frühere HSV-Leihspieler Orel Mangala im Zweikampf mit HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes zu Boden ging. Das Stuttgarter Happy Ende besorgte dann Castro kurz vor dem Schluss. „Es war eine Achterbahnfahrt“, meinte Castros Teamkollege Stenzel.