„Ein Erdbeben“: Frankreich trauert nach Aus bei Handball-EM

Von Von Nils Bastek und Christian Böhmer, dpa
„Ein Erdbeben“: Frankreich trauert nach Aus bei Handball-EM

Frankreichs Superstar Nikola Karabatic war nach dem EM-Aus bedient. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Trondheim (dpa) - Ist es das Ende einer einst goldenen Handball-Generation? Nach dem vorzeitigen EM-Aus stehen die Franzosen vor einer ungewissen Zukunft. Der Umbruch stockt, einige Routiniers treibt noch ein letztes großes Ziel an.

Nikola Karabatic nahm das überraschende EM-Aus der französischen Handballer nahezu ohne Regung hin. Der Superstar der Franzosen trottete mit ausdrucksloser Miene durch die Katakomben der Arena in Trondheim.

Mit ruhiger Stimme blickte der 35-Jährige schon voraus: „Was machen wir mit dieser gescheiterten Euro, und was können wir daraus lernen?“, fragte er. Eine Antwort hatte der dreimalige Welthandballer nach dem 26:28 gegen Co-Gastgeber Norwegen und dem damit verbundenen Vorrunden-Aus zunächst nicht. Stattdessen stellt sich noch eine weitere Frage: War das nun das Ende von Frankreichs einst goldener Handball-Generation?

„Das ist ein Erdbeben. Das Haus Frankreich ist nur noch ein Ruinenfeld nach diesem erbärmlichen Ausscheiden“, schrieb die Zeitung „Le Parisien“. Auch die Reaktionen anderer Medien fielen hart aus. „Sie träumten davon, den Europa-Titel wiederzuerobern und sich für Olympia zu qualifizieren. Stattdessen erwartet die Blauen eine jämmerliche Heimkehr“, schrieb „Le Monde“. Und die „L'Equipe“ meinte: „Erstmals seit 1978 verlässt Frankreich die EM bereits in der Vorrunde. Das ist ein Ohrfeige.“

Nicht zu übersehen war bei dieser EM, dass der ehemalige Kieler Bundesliga-Profi Karabatic mittlerweile weit von dem Leistungsvermögen entfernt ist, das ihn einst auszeichnete. Angesichts seines fortgeschrittenen Alters ist das keine Überraschung. Auch seine Teamkollegen wie Luc Abalo (35), Michael Guigou (37) oder Cedric Sorhaindo (35), die gemeinsam mit Karabatic eine Ära im Nationalteam prägten, sind in die Jahre gekommen. Andere Spieler dieser großen Generation wie Daniel Narcisse oder der ehemalige Weltklasse-Keeper Thierry Omeyer haben ihre Karrieren schon beendet.

„Es war nicht genug“, fasste Trainer Didier Dinart die Niederlage gegen Norwegen und das damit verbundene Ausscheiden knapp zusammen. „Das Problem der französischen Mannschaft war, dass wir das erste Spiel gegen Portugal verloren haben.“ Nach dem überraschenden 25:28 im EM-Auftaktspiel stand Frankreich gegen die Norweger vor 8932 zumeist heimischen Fans in Trondheim gewaltig unter Druck. Und es zeigte sich, dass der Übergang von der goldenen in die nächste Generation noch nicht gelungen ist.

Top-Talente wie Elohim Prandi oder der 22 Jahre alte Bundesliga-Profi Romain Lagarde von den Rhein-Neckar Löwen können noch nicht die Lücken füllen, die durch das fortgeschrittene Alter von Karabatic und Co. entstanden sind. „Nach dem norwegischen Desaster haben die Blauen drei Monate Zeit, um alles zu ändern“, schrieb „Le Parisien“. Dann steht das Qualifikationsturnier für Olympia an. Die Spiele im Sommer in Tokio sind eines der letzten großen Ziele von Karabatic.