Aufschwung oder neuer Frust? Deutsche Schwimmer vor WM-Start

Aufschwung oder neuer Frust? Deutsche Schwimmer vor WM-Start

Zwei Otter sind die Maskottchen der Schwimm-WM im südkoreanischen Gwangju. Foto: Bernd Thissen

Gwangju (dpa) - Enttäuschungen mussten die deutschen Schwimmer bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen in den vergangenen Jahren viele verkraften. Die EM im Vorjahr machte Hoffnung. Und jetzt?

Auf zu Olympia in Tokio 2020 mit gutem Gefühl, oder gibt es für die deutschen Schwimmer ein neues Frusterlebnis? Für die Weltmeisterschaften vom 12. Juli an in Gwangju in Südkorea nennt der Deutsche Schwimm-Verband keine Medaillenziele.

Erfolge täten dem DSV ein Jahr vor den Sommerspielen aber wahrlich gut. Wie in der Vergangenheit liegen die größten Hoffnungen auf einigen wenigen Athleten.

Das macht Hoffnung auf eine erfolgreiche WM:

Neuer HOFFNUNGSTRÄGER im deutschen Team: Europameister Florian Wellbrock zählt zu den Medaillenkandidaten auf den langen Strecken im Becken und auch im Freiwasser. Der Start des 21-Jährigen in gleich zwei Schwimm-Sportarten bringt trotz guter Form und guten Zeiten auch ein Risiko mit sich. Marius Kusch reist immerhin als Fünfter der Welt über 100 Meter Schmetterling nach Südkorea. Mehrfach Gold von Isabel Gose bei der Junioren-EM macht Mut für die Zukunft, in Gwangju ist die 17-Jährige als Staffelschwimmerin dabei.

Aufwärtstrend bei den EUROPAMEISTERSCHAFTEN vor einem Jahr: Zweimal Gold, zweimal Silber und viermal Bronze bejubelten die deutschen Beckenschwimmer bei der EM in Glasgow. Für Eigenwerbung reichte es allemal. Ob der Schwung in die nun anstehende vorolympische WM mitgenommen werden kann, bleibt abzuwarten. Die Bilanz steht und fällt mit den Erfolgen in den prestigeträchtigen Beckenwettbewerben, bei denen Bernd Berkhahn als Teamchef und Hannes Vitense als Teamcoach das sogenannte „Team Tokio 2020“ als neue sportliche Leitung führen.

Ein Jahr vor Olympia greifen ROUTINIERS noch einmal an: Der 2015er Weltmeister Marco Koch (29) steigerte sich wenige Wochen vor der WM deutlich und will über 200 Meter Brust bei der Zwischenstation auf dem Weg nach Tokio den nächsten Schritt zu alter Leistungsstärke machen. Franziska Hentke (30) zählt über 200 Schmetterling seit Jahren zu den Medaillenkandidaten, vor zwei Jahren bewahrte sie das Beckenteam vor einer Nullnummer. Lagenschwimmer Philip Heintz (28), Olympia-Sechster, will aus seiner EM-Erfahrung lernen und würde auf dem Weg zu den Sommerspielen gerne angreifen. Für Medaillen ist auch Wasserspringer Patrick Hausding immer gut, doch der Weltmeister von 2013 hat eine schwierige Vorbereitung hinter sich.

Das könnte gegen WM-Erfolge sprechen?

Die WELTELITE gibt ein Jahr vor Olympia Gas: Zwölf Monate vor den Olympischen Spielen in Tokio wollen mögliche Stars des Ringespektakels Stärke demonstrieren. Dazu können in den WM-Tagen auch einige Olympia-Tickets gebucht werden, was den Konkurrenzkampf weiter verstärkt. Es wird spannend sein, wie sich das verjüngte DSV-Team im Reigen der Weltelite schlägt.

In der BREITE kann das deutsche Team zulegen: Das ist nicht neu, bleibt aber eine Herausforderung. Vor allem im Becken kam es immer wieder auf Einzelkönner an, doch Wellbrock & Co. müssen auch genau am Tag X Topleistungen liefern. Zu oft glückte das anderen Schwimmern nicht. Zwar ist eine gewisse Breite bei den Staffeln, die mit einer Top-12-Platzierung den Olympia-Startplatz sichern, vorhanden. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung fallen achte oder neunte Plätze nicht ins Gewicht.

Im Verband und im Trainerstab gab es UNRUHE: Erst warf Präsidentin Gabi Dörries Ende der vergangenen Jahres hin, kurz danach hörte Chefbundestrainer Henning Lambertz auf. Mitten in einem Olympia-Zyklus birgt ein Wechsel an der Spitze der Nationalmannschaft auch Risiken.