Camilla Weitzel auf den Spuren eines Volleyball-Idols

Von Von Astrid Hofmann, dpa
Camilla Weitzel auf den Spuren eines Volleyball-Idols

Nach Bundestrainer Felix Koslowski „eine der größten Entdeckungen des Sommers“: Camilla Weitzel. Foto: Matthias Rietschel/dpa-Zentralbild/dpa

Dresden (dpa) - Camilla Weitzel gehört zu den größten Hoffnungen im deutschen Volleyball. Sie ist nicht nur wegen ihrer Körpergröße und ihres Talents eine bemerkenswerte junge Frau.

Camilla Weitzel kann sich noch gut an die unbekümmerten Zeiten erinnern. Als 13-Jährige war sie beim Dresdner SC als Ballrollerin im Einsatz und sofort hin und weg.

„Ich fand es faszinierend, live dabei zu sein. Mal selbst als Profi dort zu spielen, diese Vorstellung war damals für mich noch weit weg“, sagt die heute 19-Jährige. Mittlerweile ist Weitzel Nationalspielerin und will mit dem DSC am 16. Februar (16.30 Uhr) in Mannheim gegen Stuttgart zum zweiten Mal nach 2018 den DVV-Pokal gewinnen.

Dabei war ihre Karriere beinahe schon zu Ende, bevor sie richtig begonnen hatte. Im Jahr 2013 hatte sie der damalige Dresdner Bundesstützpunkttrainer, dem das schüchterne, hochgewachsene Mädchen beim Bundespokal aufgefallen war, vom pfälzischen Landau an die Elbe gelockt. Nach reiflicher Überlegung wagte sie das Abenteuer mehr als 560 Kilometer von zu Hause entfernt. Anfangs nagte das Heimweh, doch Weitzel lebte sich im neuen Umfeld schnell ein.

Auch mit der sportlichen Entwicklung ging es für die 1,95 Meter große Weitzel bergauf - vielleicht etwas zu schnell. Im Sommer 2017 fühlte sie sich plötzlich ausgelaugt, wollte hinschmeißen. „Es kam vieles zusammen“, erklärt Weitzel. „Mir fehlte der Urlaub mit der Familie, die Freiheit, andere Dinge tun zu können wie eben normale Jugendliche, und ein bisschen Heimweh war auch dabei.“

Gespräche mit Eltern und Freunden überzeugten sie letztlich, es als Profi zu versuchen - und ihre Karriere nahm richtig Fahrt auf. Seit Ende der vergangenen Saison steht Weitzel in der Stammformation des DSC, neben dem Sport legte sie ihr Abitur mit einem Einser-Schnitt ab. Dann trumpfte die blonde Mittelblockerin bei der EM auf. „Camilla ist eine der größten Entdeckungen des Sommers“, befand Bundestrainer Felix Koslowski.

Für ihren Club-Trainer ist Weitzel längst unverzichtbar. „Ich schätze alles an ihr. Sie ist ein kluger, aufrichtiger und anständiger Mensch, der im Sport den richtigen Weg findet“, sagt Alexander Waibl und sorgt sich dennoch ein wenig um den Teenager: „Sie ist manchmal zu perfektionistisch. Man muss aufpassen, dass sie nicht zu streng mit sich selbst umgeht.“

Dass Christiane Fürst Weitzels großes Vorbild ist, liegt in Dresden nahe. Doch den Emporkömmling und die 345-malige Nationalspielerin verbindet mehr als nur Position, Ehrgeiz und die beachtliche Körpergröße. Sowohl Waibl als auch Koslowski sagen, dass Fürst ähnlich „verkopft“ gewesen sei wie Weitzel. Doch daran lässt sich arbeiten, und Weitzel hat ihre Laufbahn ja noch vor sich.

Bis 2021 ist sie vertraglich an den DSC gebunden. Nebenbei strebt sie ein Studium an. Internationale Beziehungen interessieren sie, doch dazu fehlt der passende Studiengang. „Deshalb bin ich noch in der Findungsphase“, sagt Weitzel. Im Profi-Volleyball hat sie ihren Weg trotz schwerer Zeiten gefunden. „Ich bin heute absolut glücklich, dass ich meine Entscheidung so getroffen habe. Diese Zeit des Zweifelns gehört zu meinem Leben dazu, und es ist schön zu sehen, dass ich mit meiner Entscheidung richtig lag.“