Kletterer wollen olympischen Extra-Schwung bei Weltcup

Von Von Manuel Schwarz, dpa
Kletterer wollen olympischen Extra-Schwung bei Weltcup

Boulder-Ass Jan Hojer in Aktion. Foto: Barbara Gindl/APA

München (dpa) - Die entscheidenden Kletter-Wettkämpfe für die Olympia-Quali rücken näher - am Wochenende dürfen die deutschen Cracks daheim in München beim Boulder-Weltcup ran. Im Fokus stehen vor allem der formstarke Jan Hojer und Alex Megos, der noch liefern muss und will.

Auf ihrer beschwerlichen Route nach Tokio hoffen die deutschen Kletterer auf Extra-Schwung aus München.

Beim Heim-Weltcup am Wochenende unter dem Dach des Olympiastadions will sich die Truppe um Jan Hojer Selbstvertrauen holen für die wichtigste Phase der Qualifikation zu den Sommerspielen 2020. Nach starken Auftritten bei den ersten vier Weltcups gilt Hojer als Mitfavorit auf das Podium in dem Boulder-Event, also dem Klettern in Absprunghöhe. „Ich kann befreit klettern“, sagte der 27-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Hojer ist aktuell der größere von zwei Trümpfen des Alpenvereins (DAV) im Quali-Rennen um die Startplätze bei der olympischen Premiere in 15 Monaten. „Jan macht einen hervorragenden Eindruck, er geht seinen Weg und ist voll im Plan“, lobte Bundestrainer Urs Stöcker.

Dieser Plan sieht vor, sich eines der 20 Tokio-Tickets zu schnappen. Dazu muss ein Sportler entweder einen vorderen Platz bei der WM im August holen oder sich bei einem Quali-Event in Toulouse durchsetzen. Dort dürfen nur die 20 Besten des Kombi-Weltcups aus den Disziplinen Bouldern, Speedklettern und Lead - also dem Schwierigkeitsklettern mit Seil - antreten. „Mein Ticket für Toulouse habe ich so gut wie gesichert“, meinte Hojer von der DAV-Sektion Frankfurt am Main.

Die Plätze 21, 12, 12 und 6 in den bisherigen Boulder-Weltcups können sich sehen lassen, dazu ist Hojer in dem für die meisten Allrounder verhassten Speedklettern einer der Schnellsten. „Es ist einer meiner größten Vorteile, dass ich neben Bouldern noch eine zweite starke Disziplin habe“, erklärte der WM-Bronzemedaillengewinner 2018 in dem damals erstmals ausgekletterten olympischen Kombi-Format.

Neben Hojer hofft der DAV auch auf Alexander Megos. Der 25 Jahre alte Erlanger ist einer der stärksten Felskletterer der Welt, der für die Chance auf Olympia seine Outdoor-Projekte aber aufschob. Megos will sich in München noch einmal beim Bouldern steigern, ehe dann im Juli die Weltcups seiner Paradedisziplin Lead anstehen: Dort holte er 2018 als WM-Debütant gleich die Bronzemedaille. „Er hat nicht so viel Erfahrung wie andere, etwa Adam Ondra“, erklärte Coach Stöcker im Vergleich seines Athleten mit dem Kletterstar und Olympia-Favoriten aus Tschechien. „Er muss noch liefern und er will noch liefern. Aber Alex ist ein Spitzenathlet, der sehr schnell lernt.“

Diese Eigenschaft dürfte vonnöten sein, um am besten schon bei der WM im August im japanischen Hachioji das Olympia-Ticket zu sichern. Die Konkurrenz ist groß, auch in München: Neben Ondra gehören der österreichische Kombinationsweltmeister Jakob Schubert sowie die Abordnungen aus Japan und Slowenien zu den Favoriten. Bei den Frauen klettert Janja Garnbret seit Jahren in einer eigenen Liga, die erst 20-jährige Slowenin gewann alle vier Boulder-Weltcups der Saison. „Das ist abartig“, sagte DAV-Bundestrainer Stöcker anerkennend.

Die deutschen Kletterinnen haben anders als Hojer und Megos noch keine Olympia-Form, „eher ein bisschen düster“ sehe es da laut Stöcker aus. Aus dem Tokio-Fokusteam wollen Alma Bestvater und Hannah Meul beim Heim-Weltcup die Wende schaffen, als 2019 bislang beste Boulderin kann Afra Hönig aufhorchen lassen. Insgesamt 19 Deutsche sind am Start. „Wir freuen uns alle darauf“, sagte Coach Stöcker.