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Klopp mit guten Erinnerungen nach München

Dienstag, 12. März 2019 - 16:02 Uhr

von Von Philip Dethlefs, dpa

Jürgen Klopp will mit dem FC Liverpool den FC Bayern München aus der Champions League schmeißen. Foto: Martin Rickett/PA Wire

Liverpool (dpa) - Jürgen Klopp kehrt nach München zurück, wo er als Trainer von Borussia Dortmund schon große Momente erlebte. Nun braucht er mit Liverpool eine Bestleistung, um ins Champions-League-Viertelfinale einzuziehen. Priorität hat aber eigentlich die Meisterschaft.

An seine letzte Dienstreise mit Borussia Dortmund nach München erinnert sich Jürgen Klopp nur zu gerne. Nach dem Sieg im Elfmeterschießen beim legendären Pokal-Halbfinale 2015 war der Coach beim Jubellauf nicht mehr zu halten gewesen.

Wieder einmal hatte er die Bayern „dahoam“ geärgert, ähnlich wie bei seinem Meisterstück 2011, als gar die Brille zu Bruch ging. Am Mittwoch will Klopp ein weiteres Kapitel seiner besonderen Momente in München hinzufügen, wenn er mit dem FC Liverpool zum Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League zu Gast ist. „Überragend“ müssten seine Reds spielen, betonte Klopp: „Wenn wir da ein normales Spiel machen, dann haben wir keine Chance und sollten rausfliegen.“

Das 0:0 im Hinspiel wertet Klopp eher als Chance denn als Hypothek: „Wir haben (in der vergangenen Saison) 3:0 gegen City geführt und 5:2 gegen Rom“, erinnerte er an das Viertel- und Halbfinale der Königsklasse im vergangenen Jahr, „und das ist immer eine versteckte Gefahr. Man denkt sich: "Okay, wir sind durch." Aber das ist man ja noch gar nicht.“ Gegen Bayern sei die Ausgangslage vergleichsweise einfach: Liverpool müsse gewinnen oder unentschieden spielen.

Gar so einfach ist es aber nicht. Dass der FC Bayern in den vergangenen Wochen immer besser in Schwung kam und die Bundesliga-Tabellenspitze übernommen hat, ist Klopp natürlich nicht verborgen geblieben - aber es ist dem 51-Jährigen sogar ganz recht. „Es ist gerade ein sehr viel positiverer Moment für Bayern - (sie sind) an der Spitze der Tabelle, sie gewinnen Spiele wieder locker und all das“, erklärte Klopp. „Das gefällt mir. Nicht weil ich denke, dass es leichter wird, sondern weil dir schon bei der Analyse klar wird, wie stark sie sind.“

Genau umgekehrt läuft es 2019 für Liverpool. Einen Sieben-Punkte-Vorsprung auf Titelverteidiger Manchester City verspielte der 18-malige Meister und liegt nun einen Zähler hinter der Elf von Pep Guardiola. Dabei ist die erste Meisterschaft seit 1990 die viel größere Sehnsucht einer ganzen Stadt, dafür würde Superstar Mohamed Salah sogar auf die Festtage in Europa verzichten. „Ich will ganz ehrlich sein“, sagte er, „der prestigeträchtigste Wettbewerb ist für mich die Champions League. Aber der Traum der ganzen Stadt und des Vereins ist die (englische) Liga, deshalb bin ich gern bereit, meinen Traum für ihren Traum zu opfern.“

Dass Liverpool die Königsklasse deshalb abschenkt, ist aber nicht zu erwarten. Nach dem vorzeitigen Aus im FA Cup und im Ligapokal haben die Reds immer noch das Double aus Meisterschaft und Champions League vor Augen. „Wenn wir beides gewinnen könnten, wäre das großartig“, betonte Salah, „und das ist auch das, was wir versuchen werden.“

Auf europäischer Bühne lässt das torlose Remis vor drei Wochen in Anfield für das Rückspiel alle Möglichkeiten offen. Er sei „so optimistisch wie möglich“, das Viertelfinale zu erreichen, sagte Klopp. Auch Club-Legende Ian Rush sieht noch alle Chancen. „Die Bayern haben in Liverpool gut gespielt, zu Hause aber werden sie versuchen, ein Tor zu machen, was uns in die Karten spielen wird“, sagte Rush dem Fachmagazin „Kicker“ und setzt auf die überfallartigen Gegenangriffe des Traumsturms Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino.

Gelingt das, könnte Klopp am Ende wieder jubeln wie bei der Meisterschaft 2011 oder dem Double 2012, als Dortmund den FC Bayern im Cupfinale mit 5:2 demütigte. Klopp vs. Bayern - zu diesen legendären Spielen wäre es vielleicht gar nicht gekommen, hätten sich die Münchner 2008 nicht für einen anderen Jürgen K. entschieden. „Ich hatte mit ihm schon vor vielen Jahren einmal eine Zusammenarbeit vereinbart, bis wir dann Jürgen Klinsmann verpflichtet haben“, erzählte Hoeneß jüngst noch einmal die für viele inzwischen vergessene Episode aus der Vergangenheit, als die Münchner an Klopp interessiert waren. Dem deutschen Fußball wären womöglich denkwürdige Fußball-Momente verwehrt geblieben.

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