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Schwerer als Olympia: Boll und Co. vor harten German Open

Mittwoch, 29. Januar 2020 - 09:50 Uhr

von Von Sebastian Stiekel, dpa

Timo Boll wird bei den German Open auf harte Gegner treffen. Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Magdeburg (dpa) - Das Tischtennis-Jahr 2020 hat es in sich: Es hält eine Mannschafts-WM sowie die Olympische Spiele bereit - und beginnt am Donnerstag gleich mit den German Open in Magdeburg. Die besten Spieler der Welt sind dabei. Die Auslosung macht es den deutschen Stars nicht leicht.

Olympia-Gold in Tokio zu holen, dürfte für Timo Boll zumindest auf dem Papier schwieriger werden als in den nächsten Tagen die German Open zu gewinnen.

Denn während bei den Olympischen Spielen im Sommer nur zwei Spieler pro Nation im Einzel antreten dürfen, schickt allein die Tischtennis-Großmacht China von Donnerstag bis Sonntag fünf der besten zehn Profis in der aktuellen Weltrangliste in die GETEC-Arena in Magdeburg.

„Die Besetzung ist schon außergewöhnlich - sogar stärker als beim Olympia-Turnier“, sagte Boll in einem Interview auf der Homepage des Deutschen Tischtennis-Bundes - und da kannte der Europameister noch nicht einmal die brettharte Auslosung für die deutschen Stars bei diesem ersten World-Tour-Wettbewerb des neuen Jahres.

Denn sollte Boll am Donnerstag die erste Hauptrunde überstehen, würde er schon am Freitag im Achtelfinale mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Weltranglisten-Ersten Fan Zhendong treffen. Der 23-jährige Chinese ist der einzige Topspieler, gegen den Boll noch nie gewonnen hat. Allein zwischen Oktober und Dezember 2019 verlor er vier Mal gegen den aktuell stärksten Spieler der Welt.

Mit seinen beiden Nationalmannschafts-Kollegen möchte Boll aber auch nicht unbedingt tauschen. Denn bei dem dreimaligen German-Open-Sieger Dimitrij Ovtcharov läuft alles auf ein Achtelfinal-Duell mit dem 16 Jahre alten japanischen Wunderkind Tomokazu Harimoto hinaus. Und der Weltranglisten-14. Patrick Franziska bekäme es im Falle eines Auftaktsieges wohl mit der Nummer zwei Xu Xin aus China zu tun.

„Unser Ziel ist, am Samstag und Sonntag bei diesem extrem gut besetzten Turnier noch vertreten zu sein“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. Bei den Herren sind in Magdeburg 18 der Top 20 in der Weltrangliste am Start. Bei den Damen sind es sogar 19.

Timo Boll spielt seit mehr als 15 Jahren auf diesem Niveau. Die Olympia-Saison 2020 ist aber selbst für den 38-Jährigen eine besondere Herausforderung. Denn aus dem Alltags-Stress mit World Tour, Bundesliga und Champions League ragen in diesem Jahr gleich zwei Großereignisse heraus: die Mannschafts-WM im März in Südkorea, bei der das deutsche Team Stand jetzt mit drei Top-15-Spielern der Weltrangliste so stark besetzt sein wird wie noch nie. Und dann die Sommerspiele ab dem 24. Juli im tischtennis-verrückten Japan.

Für seine Verhältnisse geht der stets nüchtern-skeptische Boll fast schon euphorisch in dieses Jahr. „Ich bin gut drauf und spiele vom Gefühl her mein bestes Tischtennis seit zwei oder drei Jahren“, sagte er. „Es lodert einfach immer noch in mir. Ich bin lockerer und spüre, dass ich mich immer noch weiterentwickele.“

Der Weltranglisten-Zehnte hat die German Open zwischen 2004 und 2009 schon viermal gewonnen und ist damit nach dem Weltmeister Ma Long aus China (fünf) der erfolgreichste Spieler in der Geschichte dieses Turniers. Boll spielt außerdem lieber unter Wettkampf-Bedingungen, statt lange Trainingsblöcke zu absolvieren. Von daher ist ihm ein so wichtiges Turnier gleich zu Beginn des Jahres nicht unrecht. „Entscheidend wird für mich sein, dass ich von Verletzungen verschont bleibe und trotzdem möglichst viele Wettkämpfe spielen kann“, sagte er. „Dann kann ich sicher ein gutes Olympia-Turnier spielen.“

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